Krieg und Frieden - Kunsthalle und Dom

SALZBURG MUSEUM / DIE AUSSTELLUNGEN 2014

16/01/14 Die „Operation Goldhaube“ im „Monatsschlössl“ bringt die Arbeit von Goldhauben-Gruppen und zeitgenössischen Künstlern unter einen Hut. Die in den Dom-Oratorien neu aufgestellte Sammlung Rossacher – der Inhalt es ehemaligen Barockmuseums – bringt die frisch restaurierten Gemälde-Entwürfe in Dialog mit zeitgenössischer Videokunst. Die zentrale Ausstellung 2014 ist „Krieg. Trauma. Kunst. Salzburg und der Erste Weltkrieg“.

Von Heidemarie Klabacher

048„Die Gegenwart ist immer dabei.“ Martin Hochleitner, der Direktor des Salzburg Museums, und Chefkurator Peter Husty schilderten bei der Präsentation der Ausstellungsvorschau 2014 heute Donnerstag (16.1.) anschaulich, was sie unter moderner Museumsarbeit für das Salzburger Stadt- und Landesmuseum verstehen. Im Zentrum stehe die intensive Arbeit mit den eigenen Beständen und die Kooperation mit vielen Partnern. Besonders die zentrale Ausstellung des Jahres 2014 – „Krieg. Trauma. Kunst. Salzburg und der Erste Weltkrieg“ –  werde „pointiert auf den eigenen Sammlungsbestand reagieren“. Themen der kultur- und kunstgeschichtlich orientierten Ausstellung sind etwa der Weg in den Krieg, Kriegspropaganda, Kampf und Gewalt, Kriegsverbrechen, Kriegsgefangenschaft, Kriegstraumata, aber auch der Friede und die Folgen des Ersten Weltkriegs. „Wir zeigen wenig Waffen, aber vieles an Gewalt und Tod auf der Folie der Kunst.“

049Im Zentrum der Ausstellung stehen also Werke von Kunstschaffenden wie Josef Schulz, Felix Albrecht Harta, Otto Dix, Arthur Stadler, Anton Faistauer und Alfred Kubin sowie Autorinnen und Autoren wie Bertha von Suttner, Friederike Zweig, Stefan Zweig, Georg Trakl, Karl Kraus oder Hugo von Hofmannsthal. Fotos, Korrespondenzen und Objekte aus dem Alltag jener Zeit ergänzen die künstlerischen Positionen.

Der Aufruf des Salzburg Museums an die Salzburgerinnen und Salzburger, Erinnerungsstücke an den Ersten Weltkrieg zur Verfügung zu stellen, habe guten Erfolg gebracht, berichtete die Provenienzforscherin Susanne Rolinek, die die Ausstellung kuratieren wird. Die Erinnerungstücke werden in die Ausstellung integriert. Die Sonderausstellung „Krieg. Trauma. Kunst. Salzburg und der Erste Weltkrieg“ wird am 9. Mai eröffnet und wird sehr lange - nämlich bis 27. September 2015 - im gesamten Obergeschoß der Neuen Residenz zu sehen sein.

046„Stadt und Land Salzburg lagen zwar nicht im Kampfgebiet, doch der Krieg beeinflusste die ‚Heimatfront’ in allen Bereichen.“ Festzustellen sei, so Susanne Rolinek, dass trotz der umfassenden Militarisierung der Bevölkerung die Kriegsbegeisterung in Stadt und Land Salzburg nicht die gleiche war, wie in anderen Teilen Österreich-Ungarns. Der Deutsch-Nationalismus sei hier besonders stark gewesen, was mit der Sonderstellung Salzburgs als Jahrhunderte lang eigenständiges Territorium zusammenhänge. Proteste gegen den Krieg, und in folge davon Verurteilungen wegen Hochverrates, habe es in Salzburg schon lange vor 1917/1918 gegeben. Ein umfangreiches Rahmenprogramm mit einem speziellen Angebot für Schulen und Jugendliche begleitet die Ausstellung. Kooperiert wird zahlreichen Institutionen von den Universitäten über das Literaturfest bis hin zum Friedensbüro.

045Für diese Ausstellung sei eine besonders umfassende Auseinandersetzung mit den eigenen Beständen nötig gewesen, betonte Martin Hochleitner. Damit dies in Zunft noch effizienter geschehen und für Sonderausstellungen des Museums noch intensiver mit Objekten aus der Sammlung gearbeitet werden könne, möchte das Salzburg Museum in den nächsten fünf, sechs Jahren das Leitprojekt „Wissenszentrum“ verfolgen: Darunter verstehe man – weit über die Funktion eines zeitgemäßen modernen Depots hinaus – tatsächlich ein Zentrum in dem Mitarbeiter des Salzburg Museums, aber auch Studierende und Forscher arbeiten können und auch Besucher willkommen sein sollen. Dieses „Wissenszentrum“ soll, so Hochleitner, keine hermetisch abgeriegelte Hochsicherheitshalle werden. Das alles ist noch Zukunftsmusik, doch Konzept und Berichte seien soweit, dass sie der Politik vorgelegt werden können.

Demnächst (ab 25. Jänner) sind neue Kosmoramen von Hubert Sattler zu sehen, und ab 7. Februar gedenkt man des 1995 verstorbenen bildenden Künstlers Heinz Husiatynski. Spielbücher aus eigenen Beständen und Holzspielzeug sind Themen im Spielzeugmuseum. Zur „Operation Goldhaube“ ruft man ab 12. April ins Monatsschlössl. Dem Grafiker Werner Hölzl, der mit seinen Zeichnungen unser Bild von den Kelten entscheidend mitgeprägt hat, huldigt man im Keltenmuseum, wohin man ab 7. November auch zu einer Reise in die Urgeschichte Salzburgs einlädt.  

047Tatsächlich mit Spannung erwartet werden kann die Ausstellung „Prima Idea. Visionen der Sammlung Rossacher“ im neuen Salzburger Domquartier: Ab 17. Mai ist im Nordoratorium des Doms die ehemalige Privatsammlung von Kurt und Else Rossacher wieder zu sehen. Die Sammlung umfasst Entwürfe zu Kunstwerken des 17. und 18. Jahrhunderts. Die Bozetti seien restauriert worden und erstrahlten in neuem Glanze, so Husty.

Die Sommerausstellung ist wieder in Kooperation mit einem führenden europäischen Museum sowie einer bedeutenden Sammlungs- bzw. Ausstellungsinstitution geplant: Mit „Von Mensch zu Mensch – Wilhelm Leibl & August Sander“ sind das Wallraf-Richartz Museum & Fondation Corboud Köln und die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur Köln zu Gast in der Kunsthalle der Neuen Residenz. Gezeigt werden Malereien und Grafiken Wilhelm Leibls (1844-1900) und  Fotografien von August Sander (1876-1964).

Ein wenig vorausgeblickt: Besonders freuen wird die Salzburgerinnen und Salzburger die geplante Neuaufstellung der historischen Musikinstrumentensammlung in der Neuen Residenz ab 2015.

www.salzburgmuseum.at
Bilder: Salzburg Museum(3); Jürgen Sturany (1); Landes Galerie Linz (1)