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Von Stiftern und Anstiftern

MdM / GIPFELTREFFEN DER MODERNE

01/03/10 Das Kunstmuseum Winterthur wird renoviert: Die unschätzbaren Bestände wurden der Einfachheit halber auf Reisen geschickt - und machen jetzt in Salzburg Station. Bis 30. Mai.

Von Heidemarie Klabacher

Der Atem stockt schon im ersten Saal: Ein Monet, noch ein Monet, ein hinreißender kleiner Corot… Und so geht es weiter: In allen Sälen auf allen drei Ebenen des MdM reiht sich Meisterwerk an Meisterwerk, quer durch die Kunstgeschichte. Allein, was an Picassos an den Wänden hängt! Den Anfang machen jedenfalls die frühen französischen Modernen, den - nicht weniger atemberaubenden - Schluss amerikanische Künstler der Gegenwart. Etwa Robert Mangold mit seinen äußerlich so streng geometrischen wie floral fließenden Arbeiten. Mit sechs Werken von Gerhard Richter, dem Monolithen der Gegenwartskunst, und einigen jüngeren Kollegen wie Mario Sala (Jahrgang 1964) oder Thomas Scheibitz (1968) schließt die Schau.

240 Gemälde, Skulpturen und Zeichnungen von 105 renommierten Künstlern und Künstlerinnen: Das MdM Mönchsberg zeigt die umfangreiche Sammlung des Kunstmuseum Winterthur. Eine exklusive Angelegenheit: Nur in der Kunst- und Ausstellungshalle der BRD Bonn und im MART Rovereto hat die Sammlung Station gemacht, während das Stammhaus in Winterthur renoviert wird. Und nur mehr ein Teil der Bestände wird nach dem Salzburg-Gastspiel noch nach Japan weiterreisen.

Reiche Winterthurer Bürger, Industrielle und „Händler mit Weitblick“, haben im 19. Jahrhundert angefangen, Kunst zu sammeln: für ihre Privathäuser, aber auch für ein Museum, das 1916 eröffnet worden ist. International zu sammeln, sei von jeher das Anliegen gewesen, erzählte Dieter Schwarz vom Kunstmuseum Winterthur bei der Präsentation seiner Schätze auf dem Mönchsberg. Französische Kunst stand jedoch im Mittelpunkt: Giovanni Giacometti, der Vater von Alberto Giacometti, der ebenfalls prominent vertreten ist, habe die Gründerväter damals auf die Franzosen aufmerksam gemacht.

Daher also die vielen Impressionisten und ihre Vorläufer! Die Sammlung spiegelt denn auch die Vorlieben der reichen und gebildeten Kunstliebhaber in atemberaubenden Schwerpunkten: ganze Säle gelten etwa Pierre Bonnard oder Felix Valloton. Auch Hodler, Léger, oder Giacometti haben eigene Räume. Die meisten Werke befinden sich quasi seit Anbeginn in Sammlungsbesitz, ein Monet sei einst etwa direkt von der Tochter Claude Monets erworben, ein anderer dagegen erst 2000 der Sammlung geschenkt worden.

Irgendwann in den Sechzigerjahren habe man dann doch begonnen, auch der Moderne ein vorsichtiges Augenmerk zu widmen: „Das Glück wollte es“, dass dem Kunstmuseum Winterthur auch drei wesentlichen Avantgarde-Sammlungen geschenkt bzw. als Dauerleihgaben überlassen wurden: „So wurden große Lücken geschlossen“, erzählt Dieter Schwarz aus der Geschichte der Sammlung. Und immer wieder gebe es Legate und Spenden, „die uns erlaubt haben, auch in der Gegenwart Zeichen zu setzen“.

Diese Zeichen stehen also auf amerikanischen Künstlern: „Die haben am stärksten auf Bonnard oder Vuillard reagiert. So war es logisch, in Amerika weiterzusammeln, was in Frankreich begonnen wurde.“

Und noch immer sind viele Künstler den Sammlungsverantwortlichen persönlich bekannt, wie etwa Gerhard Richter. Das Kunstmuseum Winterthur wird bis heue „Museum der Künstler“ von den Künstlern als Beratern und Freunden geprägt.

Bilder: MdM

 

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