Aus dem Marx'schen Museums-Imperium

HINTERGRUND / SALZBURG MUSEUM

13/10/11 Mal ganz ehrlich: Man geht mit gemischten Gefühlen hinein ins neue Spielzeugmuseum – und mit ebenso gemischten Gefühlen wieder hinaus. Die (dringend nötige) Frischluft hat auch zu einer gewissen Kälte geführt, zu einem Verlust an Aura. Aber das empfinden Erwachsene logischerweise anders als Kinder, und für die ist das Haus schließlich gemacht.

Von Reinhard Kriechbaum

altEs war früher ein Museum im Retro-Look. Die Wegweiser in der Museumsdidaktik sind heutzutage ganz anders aufgestellt, deuten in weitem Bogen vorbei an Vitrinen und Schaukästen. Die großen Kindermuseen in Graz und Wien zeigen vor, wie erlebnisorientierte Themenvermittlung für die Kleinen funktionieren kann. Das Spielzeugmuseum hat ganz andere Voraussetzungen: Weder kann man im historischen Gemäuer des Bürgerspitals wirklich peppig „inszenieren“, noch ist es hier möglich, wirklich flexible Erlebniswelten generieren. Und, nicht zu vergessen: Das Spielzeugmuseum ist grundsätzlich eine kulturhistorische Schausammlung.

Da ist also die Quadratur des Kreises gefragt. Das Bekenntnis zur kulturgeschichtlichen Sammlung ist nach wie vor aufrecht. Deshalb haben Direktor Erich Marx und die Spielzeugmuseum-Leiterin Karin Rachbauer auch ziemlich konsequent auf den Computer verzichtet. Marx sagt dazu ganz richtig: „Ein Spielzeugmuseum kann gar nicht mithalten mit der Technikwelt im Wohnzimmer daheim.“ Besser allemal, auf den Dernier Cri der Technik verzichten und sich nicht blamieren.

altVielleicht ist es nicht klug, das Museum etappenweise zu öffnen. Parterre und erster Stock sind bereits fertig, und da gibt es wirklich liebenswerte Räume. Bei der Presseführung waren einige Demo-Kinder da, und die haben sich mit größter Begeisterung auf die Spielmöglichkeiten gestürzt.

Der dritte Stock wirkt noch sehr kahl, was auch daran liegt, dass die beiden Sonderausstellungen erst Mitte November bzw. vor Weihnachten eröffnet werden. Die langen Gänge entlang der Arkadenhof-Fassade werden den Wechselausstellungen vorbehalten sein. Da werden dann, so heißt es, auch gewisse Teile der Sammlung gezeigt werden. Zum Beispiel das Blechspielzeug, das derzeit im Depot lagert.

In der Musikstadt Salzburg sollte man schon ein wenig der Musikinstrumentensammlung nachweinen. Die findet jetzt keinen Platz mehr im Bürgerspital. Endgültig verschwindet sie aber nicht im Depot, sagte Erich Marx auf Nachfrage gegenüber dem DrehPunktKultur: Sie komme in die Neue Residenz, dorthin, wo jetzt die „Schatzkammer Archäologie“ eingerichtet ist. Marx schwebt eine „verdichtete“ Präsentation für die Musikinstrumente vor, denn „dreißig Flöten mit herausgehobenen Einzelstücken haben ja auch ihre Wirkung“. Ein „spannendes Schaudepot“ solle es werden. Aber erst in zwei Jahren. „Alles auf einmal geht nicht.“

Es ist ja tatsächlich in all den Sammlungen des Salzburg Museums, vom Haupthaus bis zum Hellbrunner Monatsschlössl, kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. Und weitere Weichenstellungen stehen unmittelbar bevor: Am kommenden Dienstag (18.10.) gibt es eine entscheidende Kuratoriumssitzung, bei der es darum geht, wie die Eingliederung des Keltenmuseums ins Salzburg Museum nun im Detail aussehen wird. Dass aus dem Keltenmuseum ein repräsentatives Frühgeschichte-Vorzeigehaus des Landes wird, ist zu hoffen. Das wird freilich auch kosten.

Und das Barockmuseum? Dass es demnächst ebenfalls im Salzburg Museum aufgehen wird, ist (vorerst unter der Hand) beschlossene Sache. Teile der Ölskizzen-Sammlung des Barockmuseums werden Platz im Museumsrundgang finden, auch das scheint so gut wie ausgemacht. Offiziell bestätigt hat es bisher keiner.

Jedenfalls wird Erich Marx, wie er nun durchklingen ließ, keineswegs nächstes Jahr in Pension gehen. Und das ist gut so. Marx hat unglaublich viel vorangebracht in Salzburgs Museumslandschaft. Als einem persönlich bescheidenen, unaufdringlichen „Macher“, der sachlich sehr genau weiß, was er will, gehören ihm alle Sympathien. Er soll sich an seinem wachsenden Museums-Imperium noch länger auch selbst erfreuen dürfen.

Bilder: dpk-klaba
Zum Bericht über das Spielzeugmuseum {ln:Urgroßvater Hölder hat was zu schauen}