Zerrspiegel und Schleierblick

RESIDENZGALERIE / JUGEND / HINTERGRUND

23/09/10 So nahe - und doch auf Distanz gehalten! Man darf in die Künstlergarderobe zwar hineingucken, aber nur durch einen Schleier. „Pop & Pomp - Alte Oper im neuen Kleid. Barock trifft neue Medien“ heißt die zehnte Ausstellung der Generationen übergreifenden Reihe „Wir machen Museum“ in der residenzgalerie.

Von Heidemarie Klabacher

altDer verfremdete „Opern-Backstage-Bereich“ ist nur eines von vielen anschaulichen Ergebnissen aus der Begegnung junger Menschen mit der Zeit des Barock. Zu sehen sind hier konkret Kostüme und Kostüm- und Bühnenentwürfe zur Inszenierung von Monteverdis „L’Incoronazione di Poppea“ (Wolfgang Niessner und Carlos Chamorro), die im Jänner 2010 am Mozarteum gespielt und nun in der Residenzgalerie quasi re-interpretiert wurde.

altNicht nur Studenten, auch Schülerinnen und Schüler bringen ihre immer wieder überraschenden Sichtweisen ein. Beim Eingang erzählen Schülerinnen des Privatgymnasiums St. Ursula mit einer bizarren mechanischen Janus-Figur vom wechselhaften einer adeligen Dame während des 30 jährigen Krieges. Barocke Gemälde aus der Sammlung der Residenzgalerie Salzburg und die schillernde Welt aktueller Popstars waren Inspirationsquelle für die Schülerinnen der 1. Klassen der Modeschule Hallein.

altWiederum von Mozarteums-Studentinnen ist das barockes Verwirrspiel an der Wand: Im Spiegelbild kann sich der Betrachter mit einer lebensgroßen Zeichnung zur Deckung bringen. Weiters zu sehen sind Zu sehen sind Videoinstallationen, Fotoarbeiten, historische Guckkästen und natürlich auch Gemälde aus dem Sammlungsbestand der Residenzgalerie Salzburg. Und natürlich kann man auch etwas lernen: etwa, wie barocke Künstler es durch Kunstgriffe der Perspektive (Zentralachse, Fluchtpunkte) geschafft haben, Parkanlagen wie Bühnenbilder aussehen zu lassen.

altKreativität und Fantasie des Publikums zu fördern, und die Auseinandersetzung mit Kunst selbstverständlich zu machen, sei in beispielhafter Weise gelungen, so Landeshauptmann-Stellvertreter Wilfried Haslauer bei der Pressepräsentation heute Donnerstag (23.9.): „Die Teilnehmer übertragen die traditionelle Ausdrucksweise der etablierten Kunst in ihre eigene Sprache. Sie nutzen zeitgemäße Medien und gelangen damit zu vielfältigen persönlichen Ausdruckmöglichkeiten. Das Museum ist ein Ort des aktiven Diskurses.“

altAuch überregional erregen die Vermittlungsprogramme das Interesse von Experten. 2008 erhielt die Residenzgalerie zusammen mit dem Privatgymnasium der Herz Jesu Missionare den “Internationalen media literacy award“ des BMUKK für den Beitrag „ReARTionen“. Bei dem Projekt ging es um „Reaktionen“ der jungen Leute auf Kunstwerke der Residenzgalerie. Auf der „Didacta 2010“ in Köln erhielt die Residenzgalerie den „Bildungsinnovationspreis“, mit dem neue und innovative Ideen und Projekte zur Förderung der Bildung junger Kinder prämiiert werden.

Eröffnet wird "Pop & Pomp" am Samstag (25.9.) um 11 Uhr, zu sehen ist die Schau bis 1. November. -  www.residenzgalerie.at
Bilder: Residenzgalerie 2010