„den Wolfg: abmahlen zu lassen“
HINTERGRUND / MOZART-PORTRÄT
24/11/23 Nicht, dass die Stiftung Mozarteum nicht schon seit langem sehnsüchtig auf dieses Ölgemälde geschielt hätte: „Mozart in Verona“, gemalt zu Dreikönig 1770 und am Tag darauf. Zwei Mal ist der gerade noch 13jährige Mozart damals dem Maler Modell gesessen.
Von Reinhard Kriechbaum
Wir wissen das so genau, weil Vater Leopold davon seiner Frau nach Salzburg geschrieben hat. Er sei um die Erlaubnis gefragt worden, „den Wolfg: abmahlen zu lassen“. Nicht ganz so genau wissen wir, ob wirklich Gianbettino Cignaroli (1706-1770) der Maler war, aber das tut ja auch nicht wirklich viel zur Sache. Was zählt: Es ist ein „echtes“ Porträt. Und es befindet sich fürderhin als Dauerleihgabe in Salzburg. Die Stiftung Mozarteum zeigt es jetzt erstmals als zentrales Schaustück in der neuen Sonderausstellung Mozart: Che bello – Ein Genie in Italien im Mozart-Wohnhaus. Nach Ende dieser Schau (25. Februar 2024) wird das Bild in die Schausammlung integriert.
Man muss sich die Summe auf der Zunge zergehen lassen: Von einem Rufpreis von 800.000 Euro wurde das Gemälde 2019 auf 4,6 Millionen Euro hinauf lizitiert. Da konnte die Stiftung natürlich nicht mithalten. Fast wäre es diesem Exponat also so ergangen wie vielen Kunstwerken heutzutage. Sie werden schweineteuer verkauft und landen dann in einem Tresor in Asien.
Linus Klumpner, Direktor der Mozart-Museen, erzählt von jahrelangem Bemühen, an dieses Bild zu kommen. Als er 2013 eine Schau mit (authentischen) Mozart-Porträts für Salzburg kuratierte, war es in französischem Privatbesitz und nicht loszueisen. Nach dem Tod des Besitzers kam es bei Christie's in Paris unter den Hammer, eben um den sagenhaften Preis. Wer es gekauft hat, wird geheim gehalten. Der superrreiche Mensch lebt jedenfalls in Asien. Den Weg zu ihm ebnete Christie's. Schließlich hat der neue Besitzer zugestimmt, das Bild der Stiftung als Dauerleihgabe zu übergeben. Ohne Gegenleistung, wie man seitens der Stiftung betont (natürlich gegen entsprechende Versicherung, was auch nicht so ohne sei). Die Stiftung besitzt einen Großteil der authentischen Mozart-Bildnisse. Das Veroneser Jugend-Porträt war ein fehlender Puzzlestein.
Die Genese des Gemäldes: Die erste Italienreise von Leopold und Wolfgang Amadé Mozart dauerte 15 Monate. Knapp nach Weihnachten trafen die beiden in Verona ein, wo sie zwei Wochen lang blieben. Die Begeisterung für Mozart – kein „Wunderkind“ mehr, sondern ein höchstqualifizierter junger Künstler, dem man Respekt entgegenbrachte – war riesig.
Vor allem bei dem reichen Venezianer Pietro Lugiati, Finanzbeamter der Republik Venedig in Verona. Er gab das Bild in Auftrag. In einem wenige Tage später in der Gazzetta di Mantova veröffentlichten Artikel heißt es, Mozart werde „in Lebensgröße gemalt, um für die Ewigkeit festgehalten“ zu werden.
Am Bildnis Mozart in Verona verblüfft die Liebe zum Detail. Der Teenager ist im reich verzierten roten Rock an einem alten Cembalo zu sehen. Ein solches Gewand aus der Originalzeit hat man für die Ausstellung aufgetrieben. Mozart hebt den Finger, um seinen Ring zu zeigen, wahrscheinlich den Diamantring, den er als Kind von Kaiserin Maria Theresia erhalten hatte. Ein Tintenfass deutet an, dass es sich hier um einen schaffenden Künstler handelt. Auch die Noten auf dem Pult sind minutiös gemalt. Es handelt sich um ein Molto allegro G-Dur für Klavier solo, das mit Takt 35 abbricht. Das Stück ist nirgendwo sonst überliefert. Es hat schließlich eine Nummer im Köchelverzeichnis bekommen – KV 72a – ist also quasi kanonisiert als echte Komposition Mozarts.
Die Schau „Mozart: Che bello! Ein Genie in Italien“ ist bis 25. Februar 2024 im Mozart-Wohnhaus zu sehen – www.mozarteum.at
Bild: ISM (2); dpk-krie (1)
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