Die Würde der Räume
FESTUNG / MUSEUM
05/06/19 Das neu konzipierte Festungsmuseum erkennt nicht nur den Wert seiner Ausstellungsgegenstände, sondern auch die Würde seiner Räume. „Es geht uns weniger darum, eine Geschichte der Gegenstände zu erzählen, als eine Geschichte anhand der Gegenstände zu erzählen.“ Bei der Präsentation ihrer neuen Präsentation wirken Martin Hochleitner, Direktor des Salzburg Museums, und Projektleiter Christian Flandera klar und selbstsicher.
„Es war eine Operation am offenen Herzen“, fährt Hochleitner fort. In den letzten beiden Jahren hat sich das Salzburg Museum der Neukonzeption dieses Museumsstandortes gewidmet und bei laufendem Betrieb die Ausstellungsflächen komplett neugestaltet. „Es ist eine Eröffnung, aber auch ein Abschluss: Es ist der letzte Stein im Hohen Stock, der erneuert wird.“
Als Weiterführung der 2016 in der Neuen Residenz eröffneten Ausstellung „Erzähl mir Salzburg!“ führt das Konzept die erzählerischen Form der Präsentation weiter. Der Rundgang umfasst insgesamt zwölf Räume auf rund 1.400 qm Ausstellungsfläche – pro Raum jeweils eine Erzählung. Die Geschichte von Salzburg wird über Personen und Ereignisse vermittelt und mit verschiedenen Aspekten rund um die Festung Hohensalzburg verbunden. Dabei stehen die Kunst, Kultur und Geschichte von Salzburg weiterhin im Fokus.
Im Vergleich zu ihren Vorgängerinnen ist diese Ausstellung wesentlich offener konzipiert: Die Gegenstände sind kaum inszeniert, aber sie sind Teil der Raums. Besucher sollen hier nicht auf die Gegenstände stoßen, sondern sie im Raum vorfinden. „Eines unserer Ziele war, die Wüde der Räume zu wahren. Es geht um einen Dialog zwischen Raum und Gegenständen“, erklärt Hochleitner. Körper treten aus den Wänden, aufgeriebene Bodenflächen werden nicht versteckt, sondern beleuchtet. Bruchstellen im Stein öffnen ornamentierte Tore und schälen ihre Schichten durch die Geschichte. Das Museum lenkt die Blicke auch dorthin, wo eigentlich nicht hingeschaut werden sollte.
So ist etwa der Raum der engen Kapelle ist nicht einfach nur Form eines Inhalts, sondern geformter Inhalt selbst: „Himmel auf Erden“, eine Installation von Gerold Tusch intensiviert dort die Wirkung der Architektur.
Das Museum gibt mit ausgewählten Objekten aus den mittelalterlichen Beständen des Salzburg Museum auch Informationen über das von den Erzbischöfen geprägte Leben im mittelalterlichen Salzburg. Die Neugestaltung konnte rechtzeitig zum Jubiläum von Erzbischof Matthäus Lang fertiggestellt werden: Vor 500 Jahren, am 8. Juni 1519, wurde dieser als Erzbischof von Salzburg inthronisiert.
Eine Herausforderung bei der Neugestaltung war vor allem die engste Stelle des Transportweges: eine weniger als zwei Meter breite Schleuse. Die Weiterentwicklung des Standortes wurde von Stadt und Land Salzburg jeweils zur Hälfte finanziert und im vorgegebenen Kostenrahmen von 750.000 Euro vom Salzburg Museum umgesetzt. Hauptattraktionen des neuen Museums sind – neben den Räumlichkeiten selbst – seine spätmittelalterlichen Waffen und Rüstungen, eine historische Schilderung der mittelalterlichen Wohnsituation und ein bei Grabungsarbeiten entdeckter Münzschatz.