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Netrebkos Kleid. Bernhards Fax und Reinhards Buch

LANDESAUSSTELLUNG / 100 JAHRE SALZBURGER FESTSPIELE

25/04/19 In dem roten Kleidchen hat Anna Netrebko 2005 als Violetta in Verdis Traviata Festspielgeschichte geschrieben. Das Regiebuch zum Jedermann mit den handschriftlichen Notizen von Max Reinhardt stammt aus dem Jahr 1920. Das futuristische Modell zum Großen Festspielhaus aus den Sechzigern.

Von Heidemarie Klabacher

Das Kondolenzbuch für von Herbert von Karajan aufgeschlagen bei den Unterschriften der Solisten an der letzten Oper, für die er 1989 geprobt hat. Das legendäres Fax von Thomas Bernhard an den damaligen Festspielpräsidenten Josef Kaut zum Notlicht-Skandal von 1972: Ikonen der Festspielgeschichte standen heute Donnerstag (25.4.) im Zentrum eines ersten Pressegespräches  zur Salzburger Landesausstellung „Großes Welttheater.100 Jahre Salzburger Festspiele“, die in genau einem Jahr im Salzburg Museum eröffnet werden wird.

Erzählt werden wird auf 1.800 Quadratmetern Ausstellungsfläche mittels eines Gesamtbudgets von 2,1 Millionen Euro von Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Festspiele, „dem Rückgrat unserer Identität“, wie Landeshauptmann Wilfried Haslauer beim Pressegespräch betonte: „Die Festspiele heben Salzburg von der wunderschönen kleinen Stadt auf die Weltbühne“.

Entwickelt wird die Schau gemeinsam von Salzburg Museum und Festspielen. Hauptquellen sind Archiv und Fundus der Festspiele. In der Ausstellungsarchitektur werde eng mit mit den Werkstätten der Festspiele zusammengearbeitet, sagte Martin Hochleitner, der Direktor des Salzburg Museums, das nach „Salzburg 20.16“ und „200 Jahr Stille Nacht“ im Vorjahr bis nächstes Jahr immerhin die dritte Landesausstellung im Zweijahres-Abstand zu realisieren hat.

Die Landesausstellung sei die Auftaktveranstaltung zum Jubiläum „Hundert Jahre Salzburger Festspiele“, sagte Helga Rabl-Stadler. Die Festspielpräsidentin dankte Land und Stadt Salzburg für die Finanzierung und dem dem Salzburg Museum als „unserem idealen Partner“. Sie sei optimistisch, so Rabl-Stadler, dass diese Schau sowohl Salzburgerinnen und Salzburgern als auch Gästen aus aller Welt spannende Rückblicke und Ausblicke bieten wird“. Die erste Aufführung von Hugo von Hofmannsthals Jedermann in der Regie von Max Reinhardt am 22. August 1920 auf dem Salzburger Domplatz gilt als die Geburtsstunde der Salzburger Festspiele.

Geplant ist eine Schau in insgesamt vier großen Themenblöcken, mit denen das gesamte Salzburg Museum in der Neuen Residenz sowie die Max Gandolf Bibliothek als „Herzstück“ bespielt und „zum Ort der Begegnung mit den Salzburger Festspielen“ werden soll: „Die Ausstellung ist als 'Bühnenstück' im Museum angelegt und folgt der Überzeugung Max Reinhardts, dass sich ein Theaterstück letztlich erst im intensiven Austausch mit seinem Publikum erfüllen kann.“

Mit dem ersten Kapitel – „Großes Kino“ – werden die Gäste mit einem 15minütigen filmischen Streifzug durch die Festspielgeschichte empfangen: Die vom ORF produzierte Dokumentation diene der ersten Orientierung über die Gründung, die Chronologie und den historischen Kontext der Salzburger Festspiele“.

Das zweite Kapitel wird in der Max Gandolph-Bibliothek aufgeschlagen. Dort soll mit – mit hundert besonderen Stücken aus der Festspielgeschichte exemplarisch im Zentrum - eine begehbare Enzyklopädie entstehen. „Dokumente und Materialien, Zahlen und Fakten, Klänge und Bilder, Worte und Geschichte(n) sowie Menschen und Entwicklungen der Festspiele“ werden das Herz der Landesausstellung bilden und die Festspielgeschichte von 1920 bis 2020 erzählen. Zu klassischen Archivalien (Fotos, Rezensionen, Publikationen, Skizzen und Dokumenten) werden Kostbarkeiten aus dem Kostümfundus, den Werkstätten sowie dem Möbel- und Requisitenfundus kommen, Klangbeispiele sowie Film- und Tondokumenten das Kapitel bereichern.

Das dritte Kapitel „Begegnung im Dialog“ ist als Rundgang im Obergeschoss des Salzburg Museum konzipiert: Hier wird es um den Dialog der Festspiele mit verschiedensten Institutionen und Künstlern gehen: Kooperationspartner sind etwa das Jüdische Museum Wien, das Theatermuseum Wien, das Literaturarchiv Salzburg, die Wiener Philharmoniker, sowie international renommierte Künstlerinnen und Künstlern wie etwa Eva Schlegel oder Jan Fabre.

Der vierte Kapitel „Das Museum als Bühne“ in der Kunsthalle im Untergeschoss des Salzburg Museum dient während der gesamten Laufzeit der Ausstellung von 25. April bis 31. Oktober 2020 und besonders im Festspielsommer 2020 als Aufführungsort und „Bühne für Festspielgeschichte(n)“. Künstlerinnen und Künstler, Menschen vor und hinter der Bühne und das Publikum sollen zu Wort kommen. Geplant sind zudem Filmprogramme, Gesprächsrunden, Modeschauen, verschiedenste Aufführungsserien und ein umfangreiches Kinder- und Jugendprogramm.

Bilder: dpk-klaba

 

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