Julius Caesars Ärger
KELTENMUSEUM HALLEIN / KELTEN WELTEN
24/04/19 Kelten gab es überall - von Spanien bis Rumänien, von den britischen Inseln bis Italien und Griechenland. In Kleinasien haben die Kelten, Gallier oder Galater ebenso ihre Spuren hinterlassen, wie in Ägypten. Die Sonderausstellung im Keltenmusem versucht die Kelten als Menschen hinter den Mythen zu zeigen.
Von Heidemarie Klabacher
Steinkreisgeher und Selbstfinder vereinnahmen die Kelten gern ein wenig mit mythisch-esoterischem Quatsch und Kitsch. Tatsächlich sind die Kelten Träger einer der ersten gesamteuropäischen Kulturen: Waffen und Schmuck mit typisch „keltischen“ Mustern, Formen und Verzierungen finden sich in weit voneinander entfernten Gebieten. „Die Ausstellung versucht, ein realistisches Bild der geheimnisvollen Kultur der eisenzeitlichen Bevölkerung zu zeichnen und die Tatsachen hinter Schädelkult, Mistelkronen, Fürsten und den ältesten Städten jenseits der Alpen freizulegen“, sagt Holger Wendling vom Keltenmuseum, die die Schau kuratiert hat.
Ab etwa 450 v. Chr. hätten sich in mehreren Regionen Mitteleuropas charakteristische Kunst- und Formstile entwickelt, die einander ähneln und sich und wechselseitig beeinflussten. Der Dürrnberg bei Hallein lieferte in weite Gebiete dieser Welt das Salz und wurde so zum Knotenpunkt zwischen den Kulturen des Mittelmeers und der keltischen Bevölkerung Mitteleuropas.
Die Ausstellung in Hallein ist ein Gemeinschaftsprojekt wichtiger „Keltenorte“: Mitglieder im Verein „KeltenWelten“ sind Kommunen, auf deren Gebiet namhafte Fundorte der keltischen Epoche liegen. Das Halleiner Keltenmuseum ist seit 2018 erster Partner außerhalb Deutschlands. „Die keltische Salzmetropole auf dem Dürrnberg reiht sich so in eine prominente Riege archäologischer Fundorte ein, vom Oppidum in Manching über das Fürstengrab vom Glauberg bis zur Keltenstadt auf der Heuneburg“, so Holger Wendling.
Die Sonderausstellung KeltenWelten zeigt Originale vom Dürrnberg und Kopien wertvoller Originale von Leihgebern aus Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. „Neben Repliken der ältesten großformatigen Steinplastiken nördlich der Alpen, finden sich Kopien aus dem Hochdorfer Prunkgrab und dem Grab einer 'Fürstin' von der Heuneburg.“Die Keltengruppen pflegten regen Kontakt und Austausch untereinander „Aus einem Frauengrab der Hallstattzeit stammt ein Kopfschmuck aus hauchdünnen Goldkugeln.“
Besonders die Fundorte Dürrnberg und Glauberg in Hessen verbinde, so Wendling, eine ganz spezielle Beziehung, die sich am eindrucksvollsten in zwei Prunkstücken zeige: der nun wirklich weltberühmten Schnabelkanne vom Dürrnberg im Original ist eine „Master-Kopie“ der Glauberger Kanne gegenübergestellt.
„Griechische und römische Zeitgenossen der vermeintlichen 'Barbaren' erzählten Schauergeschichten über Raserei und Zorn der Kelten, lobten aber auch Mut und Tapferkeit ihrer Krieger und bewunderten das Wissen ihrer Sänger und Druiden.“ Nicht leicht hatte es Julius Caesar mit dem bekannten Dorf in Gallien...
Die Kopie der Statue eines frühkeltischen Kriegers vom Glauberg ist eines der Highights in der Ausstellung und eine der ältesten Großplastiken nördlich der Alpen. Der Krieger trägt einen Leinen- oder Lederpanzer, Schwert, Schild und Schmuck sowie eine mistelförmige „Blattkrone“. Seine Darstellung entspricht der Ausstattung des Toten aus Grab 1 des Glauberger Großgrabhügels. Vermutlich stand die Statue einst auf der Hügelkuppe. Gefunden wurde sie aber mit abgeschlagenen Füßen neben dem Hügel.