Das Mammut an den Stoßzähnen packen
REPORTAGE / HAUS DER NATUR
18/07/18 Jedem Tierchen sein Pläsierchen – der katalanische Bildhauer Ramon López Ayats hat sich auf ausgestorbene Tierarten spezialisiert. Da finden sich – im Volumen – große Herausforderungen. Saurier fallen einem sofort ein, aber auch das Mammut.
Von Reinhard Kriechbaum
Ein solches also hat das Salzburger Haus der Natur bei Ramon López Ayats in Auftrag gegeben. Dort wird nämlich im Herbst eine Ausstellung „Eiszeit und Klima“ eröffnet. Im Haus selbst hat man nicht Platz für ein Mammut, aber die Schau (im dritten Stock des Museums) wird den Innenhof mit einbeziehen. Dort wurde – und deshalb erzählen wir hier die Geschichte – in der Nacht auf heute Mittwoch (18.7.) eben dieses Mammut aufgestellt. Und weil es durch die Türen und Tore des ehemaligen Ursulinenklosters nicht passt, hat man es mit einem Baukran kurzerhand über das Dach gehievt. Im Bild rechts oben greift der Direktor vom Haus der Natur, Norbert Winding, unerschrocken zu. Wahrscheinlich täte er im Ernstfall sogar einen Stier an den Hörnern packen, sofern er ausgestopft oder gebildhauert ist..
4,20 Meter lang, 3 Meter hoch und 800 Kilogramm schwer: Das ist die Mammut-Skulptur. „Neben dem Mammut werden auch noch ein lebensgroßer Riesenhirsch, eine Höhlenhyäne und ein Mammut-Junges im Innenhof ihren neuen Lebensraum finden – die Ausstellungsfläche wird also um einen attraktiven Outdoor-Bereich erweitert“, erklärt man im Haus der Natur.
Die neue Ausstellung werde das Klima und die Lebensumstände im letzten Eiszeitalter zeigen, das vor 2,6 Millionen Jahren begann und – jedenfalls aus der Sicht der Paläontologen – noch immer andauert. Das stark wechselnde Klima veränderte unsere Landschaft, Tiere und Pflanzen mussten sich anpassen. „Vor 20.000 Jahren grasten noch Mammuts am Rand des mächtigen Salzachgletschers, Höhlenlöwen und Riesenhirsche durchstreiften die Steppe, die unsere Landschaft damals prägte. Die gefürchtetsten Jäger aber waren die Höhlenhyänen. Sie knackten jeden Knochen und trugen Unmengen davon in Höhlen zusammen.“
Erst jüngst lasen wir in der Landeskorrespondenz, dass eine Broschüre über die Bekämpfung von Neophyten (in unsere Gegend neu eingewanderte Pflanzenarten) neu aufgelegt wurde. Denkt man an Mammut und Konsorten, sind die Chlorophyll-Immigranten vielleicht gar nicht so dramatisch zu bewerten. Aber stimmt schon, das biologische Gleichgewicht und seine Auswirkungen auf den Menschen...
A propos starke Veränderungen: Im Haus der Natur läuft ja auch gerade die Sonderausstellung „Dahoam im Wandel: 200 Jahre Lebensraum Salzburg“.
Der Mammut-Künstler Ramon López Ayats hat übrigens auch Biologie studiert, was sein Pläsierchen für urtümliche Tierchen erklärt. „Seine Modelle zeichnen sich allesamt durch eine besondere Lebendigkeit und Dynamik aus“, heißt es. Zur Ausstellung im Haus der Natur wird Ramon López Ayats auch einen Höhlenlöwen beisteuern. Den ins Museum zu bringen, wird es keinen Kran brauchen.