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94 starke Stücke

HINTERGRUND / SALZBURG MUSEUM / MÜNZEN

28/06/17 Wer diesen Pfenning nicht ehrt, ist des Landeswappens nicht wert: So unscheinbar und unrund die zwischen 1270 und 1284 geprägte Münze auch wirkt, Historiker machen einen Luftsprung: Es ist die erste Darstellung des Salzburger Landeswappens überhaupt.

Von Reinhard Kriechbaum

Seit kurzem ist dieses Kleinod wieder im Besitz des Salzburg Museums, zusammen mit weiteren 93 Münzen, die unmittelbar nach Kriegsende gestohlen worden waren. Der Weg der Münzen in die USA und wieder zurück ist spannend. Aber bleiben wir vorerst bei diesem einen Pfennig, dessen Inventarnummer „MÜ 16.991a“ nicht auf die Bedeutung schließen lässt. Die Rückseite ist gar arg malträtiert und zeigt Schleifspuren. Einst galt ja nicht die Münze als solche als nomineller Wert, sondern das Ding zählte nach seinem Gewicht, also seinem Edelmetall-Wert. Wer „Kleingeld“ brauchte, hat eben etwas vom Silber runter gefeilt, vom Rand und sogar von der Fläche. Drum ist der Landeswappen-Pfenning auch höchst unrund...

Das Schicksal des Abfeilens ist der ältesten bekannten Salzburger Goldmünze (Datierung: 1366-1396) erspart geblieben.Sie stammt aus der Ära des Erzbischofs Pilgrim II., zeigt aber nicht ihn, sondern Johannes den Täufer. Auch Tagesaktuelles findet sich natürlich in Gold geprägt: Paris Graf Lodron hat 1628 auf einem Dukaten den eben zu weihenden Salzburger Dom abbilden lassen – ohne die Dombögen übrigens, man sieht links und rechts der Fassade die Seiten-Schiffe hervorlugen. Auf einem bayerisch/salzburgischen Doppeldukaten sitzen die Landesheiligen Rupert und Virgil einander gegenüber.

Die 94 Münzen gehören uns wieder, nachdem sie zwei Mal den Atlantik überquert haben. So ging's zu: Noch kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurde ein Großteil der Salzburger Münzen und Medaillen des Museums, insgesamt 4.086 Stück, in Kisten verpackt und am 1. Mai 1945 in den Wolf-Dietrich-Stollen des Salzbergwerks Dürrnberg bei Hallein gebracht. Am 4. Juni 1945 – nach dem Ende des Krieges – bargen amerikanische Soldaten die Münzkiste aus dem Bergwerk und brachten sie in einen unbekannten Depotraum in Hallein. Die intensiven Bemühungen des Museums zur Feststellung des Verbleibs der Kiste führten erst am 21. Jänner 1946 zur Rückgabe, doch es fehlten 2.664 Stück. Amerikanische Soldaten haben sie vermutlich entwendet. Wenig davon konnte man wieder aufstöbern. Der Großteil - 2.464 Münzen – blieb verschwunden, höchstens tauchte Einzelstücke bei Auktionen da und dort auf.

2016 wies der Salzburger Numismatiker Peter Macho das Salzburg Museum darauf hin, dass die American Numismatic Society (ANS) in New York 94 Münzen besitzt, die wahrscheinlich aus dem Museumsbestand stammen. Die ANS signalisierte die Bereitschaft zu Verhandlungen über die Rückgabe an das Museum und war letztlich sehr großzügig. Es ist ja nicht so leicht, bei Münzen den Besitzstand nachzuweisen. Auf einem Salzburger Pfennig des 15. Jahrhunderts ist deutlich der rote Buchstabe „i“ zu erkennen, der auch auf der Karteikarte des Zettelkatalogs aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu finden ist. Die Beschreibung auf der Karteikarte stimmt mit dem Bild der Münze überein.

So klar war die Sache nicht bei allen Stücken, aber die American Numismatic Society war generös und hat alle 94 Münzen ohne Gegenleistung an das Salzburg Museum übergeben. Zwischen 1009 und 1645 sind sie geprägt worden, 78 Münzen davon im Mittelalter.

Die Münzprägung in Salzburg hat eine lange Geschichte: Von 990 bis zum Ende der Prägung 1810 wurden in der Stadt Salzburg und fünf weiteren Münzstätten viele Millionen Münzen geprägt. Heute gehören knapp 68.000 Objekte zur numismatischen Sammlung im Salzburg Museum. Der Silberschatz aus der Salzburger Judengasse gilt als größter Münzfund Österreichs.

Für den Alltag war der „Friesacher Pfennig“ von Bedeutung: Der Kärntner Handelsort gehörte im Mittelalter zum Erzbistum Salzburg. Die Erzbischöfe prägten erstmals 1130 den Friesacher Pfennig, der über zwei Jahrhunderte überregionales Zahlungsmittel bis nach Ostungarn blieb. Man könnte ihn als „Euro“ des 12. und 13. Jahrhunderts bezeichnen.

Bilder: Salzburg Museum

 

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