Mit QR-Codes und mit Führern zur öffentlichen Kunst

HINTERGRUND / KUNST AM BAU

23/06/14 Früher war es so, dass ein (geringer) Prozentsatz des Budgets für Bauten der öffentlichen Hand für „Kunst am Bau“ reserviert war. Die Dinge wurden aufgemalt, appliziert, hingestellt, je nachdem. Was dann damit geschah, hat niemanden wirklich gekratzt. Das ist nun anders: An die neuen Werke im Rahmen von „Kunst am Bau“ knüpft man die Vermittlung.

Auf dem Areal der Salzburger Landeskrankenanstalten hat sich im Lauf von Jahren und Jahrzehnten besonders viel Kunst angesammelt. Diese wird seit einiger Zeit im Internet präsentiert und – oh Wunder: Diese Seite wurde öfter aufgerufen wurde als ein Beitrag über die neue Gehaltsreform für die Bediensteten dort. Für die Betreiber von „Kunst am Bau“ ist das ein Anlass, von nun an vierteljährlich ein Kunstwerk aus dem Haus näher vorzustellen.

Das aktuelle Vorzeigeprojekt ist aber ein anderes: In diesem Sommer sind drei temporäre Kunstinstallationen im Kaiviertel aufgestellt, im Schanzlgarten, in der Schanzlgasse und auf dem Kajetanerplatz. Damit folge man „dem Trend in der Kunst zu temporären Installationen und Interventionen“, heißt es.

„Diese temporäre Kunstaktion stellt eine weitere Öffnung und ein Sichtbarmachen von Kunst im öffentlichen Raum dar“, betonte Christina Tscherteu, Geschäftsführerin des „Fonds zur Förderung von Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum“ in einem Pressegespräch heute Montag (23.6.). Mit dieser Aktion setze der Fonds einen Impuls für eine aktive Kunstvermittlung. „Viele Kunstprojekte wurden vom Land Salzburg an öffentlichen und halböffentlichen Bauten in den vergangenen Jahrzehnten realisiert, der Fonds hat sich nun vorgenommen, diese Kunst bewusster zu machen.“

Die nun im Kaiviertel umgesetzten Projekte gingen als Sieger aus einem 2013 durchgeführten offenen Wettbewerb hervor, zu dem 56 Arbeiten eingereicht wurden. „Die Aufmerksamkeit für die drei aktuellen temporären Kunstwerke rund um den Kajetanerplatz wird mit Informationsmaterial wie Flyer und Broschüre auch genutzt, um nachhaltiger das Thema Kunst am Bau und im öffentlichen Raum zu verankern“, kündigt man an.

Es wird in der Innenstadt ein Kunstrundgang mit zehn Kunstwerken und entsprechenden Unterlagen zusammengestellt und angeboten. Fremdenführerinnen und Fremdenführern wird dieser Kunstrundgang mit allen Informationen von der Kunsthistorikerin und Kunstvermittlerin Mag. Anita Thanhofer vorgestellt. In den Schulen, an denen Kunst am Bau-Projekte realisiert wurden oder werden, wird es Vermittlungsprogramme zu den Kunstwerken geben. Die Dokumentation der Kunst am Bau-Werke in Buchform (bislang drei) wird fortgeführt.

Auf der Homepage des Fonds (www.kunstambau.at) werden die Kunstwerke im ganzen Land seit Längerem detailliert vorgestellt. Neu ist, dass die Kunstwerke sukzessive mit QR-Codes versehen werden, die via Smartphones direkt vor Ort zu den Erläuterungen führen. Fremdenführer und Lehrer können an einführenden Kunst-Rundgängen teilnehmen.

Kultur-Landesrat Heinrich Schellhorn streicht die Kunstvermittlung als ein „zentrales politisches Anliegen“ heraus. „Nirgendwo ist Kunst öffentlicher, zugänglicher und quasi demokratischer als an öffentlichen Bauwerken und im öffentlichen Raum. Aber das ist kein Selbstläufer. Schellhorn konstatiert wohl zurecht „frischen Wind“ im Bemühen, die Kunst auch an die Frau und an den Mann zu bringen. Die Einbeziehung von Fremdenführerinnen und Fremdenführern sei dafür ein Beispiel. Diese würden täglich Kunst im öffentlichen Raum erklären; in Salzburg vornehmlich über das barocke Salzburg. Das sei auch gut so, aber zu wenig. Gut also, dass sie jetzt auch eingebunden werden.

Mit „Kunst am Bau“ ist es ja so eine Sache: Sie könne sich nicht „völlig autonom entwickeln“, erklärt Gabi Wagner, Vorsitzende des Fachausschusses des Fonds zur Förderung von Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum. Es gebe Auftraggeber, Nutzerbefindlichkeiten, bauliche Vorgaben und die große Konkurrentin Architektur. „Das alles nimmt Einfluss auf das Kunstwerk.“

Die Adressaten gilt es natülich auch im Auge zu behalten – aber wer sind diese? Gabi Wagner über das oft Uneingelöste: Dem Kunst-Insider sei nämlich schnell alles zu harmlos und unbefriedigend, dem Nutzer des Gebäudes sei die Kunst oft zu unverständlich und gehe am allgemeinen Geschmacksempfinden vorbei, dem Künstler sei sie zu vordeterminiert, der Allgemeinheit schließlich sei diese Kunst zu teuer. „Und doch ist Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum die direkteste, mittelbarste und demokratischste Form, Menschen zu erreichen und zu berühren.“ (LK/dpk-krie)

Auf der Hompage von "Kunst am Bau" kann man nach unterschiedlichen Suchkriterien Kunst im öffentlichen Raum aufstöbern und Informationen dazu einholen: www.kunstambau.at
Bilder: www.kunstambau.at
Über die drei aktuellen Kunstprojekte im Kaiviertel:
In der Zelle nicht weggesperrt, sondern ausgesetzt