Wie kommt die Welt ins Bild?
SOMMERAKADEMIE FÜR BILDENDE KUNST
14/01/14 Künstler denken über die Welt nach. Sie machen sich ohne ökonomische Hintergedanken ein Bild von ihr – und machen in ihren Werken die immer komplexer werdende Welt ein wenig leichter verständlich: „Wie kommt die Welt ins Bild“ ist das Motto der „Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg“ von 21. Juli bis 30 August.
Von Heidemarie Klabacher
Die Kunst sei zusammen mit der Philosophie „eines der ganz wenigen Felder, in denen über die heutige Welt und über gesellschaftliche Fragen nachgedacht wird jenseits ökonomischer Interessen, Effizienz und Gewinnmaximierung“. Das sagte Hildegund Amanshauser, die Leiterin der Sommerakademie für Bildende Kunst, heute Dienstag (14.1.) bei Präsentation des Kursprogramms 2014.
21 ein- bis vierwöchige Kurse werden von 21. Juli bis 30. August stattfinden: 18 auf der Festung Hohensalzburg, einer im Kiefer Steinbruch in Fürstenbrunn und zwei an temporären Orten in der Stadt, „für die wir uns noch entscheiden müssen“, so Hildegund Amanshauser. Das Motto 2014 „Wie kommt die Welt ins Bild“ basiere auf einem Zitat der Künstlerin Amelie von Wulffen, die ihren gleichnamigen Zeichnungs- und Malereikurs die Frage stellen werde, „wie sich Künstler und Künstler die Welt aneignen und wie diese dann ins Bild gelangt“. Auch Norbert Bisky, einer der im Sommer 2013 gefragtesten Referenten, werde sich in seinem Malereikurs „Figur. Grund. Wahrnehmung“ mit dem Verhältnis von Wahrnehmung und Bildfindung beschäftigen.
Tobias Zielony wird mit seinen Studenten einen ganz bestimmen Ausschnitt von Welt ins Objektiv nehmen, und zwar die Lebenswelt der „Jugend“: So heißt kurz und bündig sein Fotographiekurs, in dem es um die fotografische Darstellung jugendlicher Lebenswelten gehen soll. Tobias Zielony will, über reine Dokumentarfotographie hinaus, mit seiner Gruppe Fotoprojekte im direkten Austausch mit Jugendlichen der Stadt Salzburg entwickeln.
Wie jedes Jahr gibt es auch im Jahre 1 nach dem Sechzigjahre-Jubiläum im Sommer 2013 Neues im Kursprogramm: So wird die Kunsthistorikerin, Kritikerin und Autorin Jennifer Allen erstmals einen Kurs „Die Kunst des Schreibens“ anbieten. Beschreibungen eigener Werke, Förderansuchen, Katalogtexte: „Der Kurs richtet sich an alle, die im Kunstbereich schreiben müssen, und das sind einfach alle“, sagt Hildegund Amanshauser. Damit werde die „Öffnung des Kursprogramms für weitere Praktiken des Kunstbetriebs“ fortgesetzt, erklärt Amanshauser, die ja auch längst Kurse für Kuratorinnen und Kuratoren in ihr Programm genommen hat.
Daran, dass es so etwas wie „Analogfotographie“ einmal gegeben hat, erinnert das Kollektiv Cinéma copains: „Arne Hector und Minze Tummescheit zeigen den Studierenden, wie Künstler heute mit Analogfilm in der eigenen Dunkelkammer arbeiten können. Sie vermitteln eine Methode, die von den Künstlern in den letzten Jahren synchron zum Verschwinden des Analogfilms entwickelt wurden.“
Unter der Leitung von Robert Ku?mirowski wird es erstmals an der Sommerakademie einen Kurs in dem Genre „Kunst im öffentlichen Raum“ geben: Dieser Kurs werde mobil in der Stadt situiert sein. Erstmals werden auch Künstler und Kuratoren gemeinsam einen Kurs anbieten: Olga Chernysheva und Anna Jermolaewa werden mit ihren Kursteilnehmern mit den Kuratorinnen im Kurs von Anders Kreuge zusammenarbeiten. Im Kuratorinnenkurs von Nancy Adajania soll ein „Museum der ausgeschlossenen Inhalte“ entstehen: Schließlich gehört es zu den zentralen Aufgaben von Ausstellungsgestaltern, zu entscheiden, was in eine Schau kommt und was nicht. Mit Elisabeth Schmirl, die wie auch Lukas Pusch einen Druckgrafikkurs leiten wird, sei erstmals eine Künstlerin Soak-Referentin, „die auch vor Ort lebt“, so Hildegund Amanshauser.
Kulturreferent Landesrat Heinrich Schellhorn war ebenfalls bei der Programmpräsentation im Künstlerhaus, „um ein klares Bekenntnis des Landes zur Sommerakademie abzugeben“. Schellhorn bezeichnete die „bestens etablierte Institution“ als die „internationalste und globalste Einrichtung, die wir haben“. Die Teilnehmer der Sommerakademie kämen noch immer für relativ lange Kursdauern in die Stadt und würden „Salzburg als ein Zentrum für Kunst und Kultur kennenlernen“. Ihm sei wichtig, so der Kulturlandesrat, „dass die Sommerakademie mit ihrem Programm auch von der Festung herunter in die Stadt kommt“ und sich viele Dialoge zwischen der Stadt, ihren Bewohnern und den Künstlerinnen und Künstlern entwickeln.
Die Sommerakademie liege ihm am Herzen, so Schellhorn, und habe seine volle Unterstützung. Tatsächlich sei die Sommerakademie für Bildende Kunst nicht vom Sparkurs des Landes getroffen worden, berichtet Hildegund Amanshauser. Das Gesamtbudget belaufe sich auf rund 800.000 Euro. Rund 90 Stipendien werden auch heuer wieder vergeben werden können – dank des finanziellen Engagements des Vereins der Freunde der Sommerakademie, der Erste Stiftung und zahlreicher weiterer Stipendiengeber.