Schauen und spielen

SPIELZEUGMUSEUM

17/12/12 Jetzt noch ein wenig Patina – und man wird sich auch im „neuen“ Spielzeugmuseum wieder daheim fühlen. Die Umbauarbeiten sind abgeschlossen. Drei neue Ausstellungsräume im „Messnerstöckl“ im ersten Stock - Spiegellabyrinth, Miniaturenzimmer und Schattenraum – sind Highlights. Der bislang disparate Gesamteindruck rundet sich zum Positiven.

Von Heidemarie Klabacher

Die Eröffnung des Spielzeugmuseums „auf Raten“ über mehr als ein Jahr hat dem Gesamteindruck geschadet. Den Krankenhaus-Charme der langen bergseitigen Arkadengänge scheinen zwar weder nach wissenschaftlichen Kriterien aufgestellte Lokomotiven noch Chinesische Glücksdrachen vertreiben zu können. Dagegen vermittelt seit Beginn der Wiedereröffnungsphase etwa der Panzerschrank im geheimnisvollen Dunkel der Schatzkammer selbst modernsten Kids eindrücklich, wie wertvoll die Dinge drin sein müssen: das 140 Jahre alte Feuerwehrauto, das hundert Jahre alte Karussell, die schlichten Klötzchen eines Fröbel-Baukastens… Und im „Gemüseladen“ sieht man bei jedem Besuch größere und kleinere Kinder begeistert Äpfel, Eier und Salatköpfe kaufen und verkaufen: „Dienstkinder“, die mit ihren Kindergartenpädagoginnen oder Lehrerinnen zur Auflockerung einer Pressekonferenz abbeordert worden sind, wie heute Montag (17.12.), genauso wie „private“ Enkel und Großeltern.

Stolz ist man im Spielzeugmuseum, einer Abteilung des Salzburg Museum, auf das Konzept, zugleich Spielzeugmuseum und Spielstätte zu sein, historische Objekte präsentieren und zugleich Raum zum aktiven Spielen bieten zu wollen.

Wenn man bislang als Erwachsener wertvolle Puppenstuben zwar bequem auf Augenhöhe betrachten, dafür aber Kinder von Vitrine zu Vitrine schleppen und stemmen musste, zweifelte man stark an der Sinnhaftigkeit dieses Konzepts. Die Puppenstuben in Bodennähe sind zwar wiederum für die Kinder einigermaßen bequem zu betrachten – aber welcher Erwachsene wirft sich schon gern im Museum auf den Bauch…

Das „Messnerstöckl“ beherbergt nun auch im ersten Stock neue Ausstellungsräume, die ebenfalls dieses Konzept verfolgen: Das Spiegellabyrinth ist ein wirklich wunderschöner anregender Raum, der in den „schrägsten“ Vitrinen und Positionen Spielzeuge von gestern und heute zeigt: ein Raumschiff samt Starwars-Personal ist da ebenso zu entdecken, wie eine Barbie im Negligé im Boudoir der Sechziger-Jahre.

Die Kinder werden mit den roten Indianern und den weißen Cowboys auf Kaffeebohnen nicht viel anzufangen wissen. Hier sind – fast schon mehr als die Eltern die Großeltern – aufgerufen, von ihren Erfahrungen mit den Linde-Sammelfiguren zu erzählen. Wie das war, als man die Kaffeedose ausgeleert hat, um an die Verstärkung zu kommen. Dass es keine Texttafeln (oder Folder oder Irgendwas gibt) auf denen diese Geschichten erzählt werden, ist ein Manko (welche dreißgjährigen Väter und Mütter wissen diese Kriegshandlung auf Kaffeebohnen zu dechiffrieren). Aber dass Spielzeug im Museum auch mit dem aktuellen Leben zu tun haben kann, wird im Labyrinth insgesamt wunderschön deutlich gemacht.

Reizvoll ist auch der Miniaturenraum: Kleines und kleinstes Spielzeug lädt hier zur genauesten Betrachtung mit der Lupe ein. Ein winziger Vogelkäfig mit noch winzigerem Papagei drin, Puppenschühchen, kleine und kleinste Kostbarkeiten sind auf Kinderaugenhöhe unter Glaskuppeln zu bestaunen. Der Boden um die kleinen bunten Stelen herum ist dick gepolstert. Eltern- und Großelternknie werden dankbar sein – und sich versöhnt auch vor den tiefgelegten Puppenstuben beugen. Im abgedunkelten Schattenraum können absurde Alltagsgegenstände auf Drehscheiben gelegt werden, die - von hinten beleuchtet - wundersame Schattenspiele ergeben. 

Der dritte der neuen Räume ist derzeit dem Thema „Baukasten“ gewidmet. In klassischen Vitrinen, die für kleinere Kinder aber durch eine Glasfront zu „durchschauen“ sind, sind Baukästen verschiedenster Firmen und aus verschiedensten Materialien zu sehen. Auch hier wünschte man sich schriftlich kulturhistorische Information über die reine Datierung hinaus.

Alle Exponate sind aus dem eigenen Bestand. Zwei, drei Mal im Jahr werde man künftig neue Schätze aus der Sammlung präsentieren, sagt Karin Rachenbauer-Lehenauer, die Leiterin des Spielzeugmuseums. Die Anlage der Räume und die unkomplizierten Vitrinen erlaubten häufige Wechsel, auch für kurze jahreszeitlich gebundene Sonderausstellungen, etwa zu Themen wie „Frühjahr“ oder „Ostern“. Die Bestände sind reich, man will seine Schätze herzeigen.

Die Besucher haben das neue Spielzeugmuseum schon ins Herz geschlossen: 2012 sind im Durchschnitt rund 4.600 Gäste pro Monat gekommen. Rekordmonate seien der Juli mit 6.412 und der August mit 6.120 Besuchern gewesen. Die nächste Sonderausstellung (ab Juni 1013) wdmet man dem Thema Gesellschaftsspiele.

www.salzburgmuseum.at
Bilder: dpk-klaba