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Der eingefrorene Weltenraum

GALERIE RUZICSKA / MANFRED ERJAUTZ

08/12/11 Wenn man durch die beiden großen Holztorflügel hineinschaut, dann könnte man meinen: Galerist Nikolaus Ruzicska hat umgesattelt und macht jetzt auf Platenarium. Falsch, Manfred Erjautz hat den attraktiven Raum inszeniert und lässt dort Erden und Monde fliegen.

Von Reinhard Kriechbaum

altDas verschüttete Mittelschulwissen in Sachen Astrophysik und Erdkunde braucht man aber nicht eigens hervorzukramen: Manfred Erjautz ist es nicht darum zu tun, getreue Abbilder der Erde und der Entfernungen zwischen den Planeten und ihren Monden zu schaffen. Wenn man auch glaubt, auf den leuchtenden Erdkugeln wunderbar detailgetreu die Kontinente zu erkennen – die Globen folgen der Imagination des Künstlers und nicht der kartographischen Wirklichkeit.

alt„‘Wie die Dinge zusammenhängen können‘ wäre ein denkbarer Titel für die Installation“, sagt dazu Nikolaus Ruzicska. „Die Ausstellung wird zu einem nach eigenen Gesetzen geordneten Weltenraum.“ Acht „Erden“ also und zehn Monde. Manche begegnen einem auf Augenhöhe oder sogar tiefer, andere schweben höher oben, wo man dergleichen Flugobjekte ja auch erwartet. Fantasielose Leute würden auf exklusivere Beleuchtungskörper tippen und die von innen heraus leuchtenden Dinge eher im Lampengeschäft verorten als in einer Galerie.

Manfred Erjautz, 1966 in Graz geboren, hat vor einigen Jahren gemeinhin als „edel“ eingestufte Gerätschaften – etwa liturgische Gefäße, Kelche und Monstranzen – aus banalen Legosteinen gebaut. Hier ist die Sache anders, da ist das Material selbst eine kleine Kostbarkeit.  Die Glaskugeln sind mundgeblasen, danach werden weitere pigmentgefärbte Glasschichten aufgezogen. Eine gewisse Magie haben diese Objekte also schon durch ihre technische Faktur und die individuelle Lichtbrechung.

Für Manfred Erjautz sind es Modellvorstel­lungen und Klone unserem Planeten und seinem Trabanten. Dass solche Dinge nicht beiläufig, gar zufällig so hängen, wie sie hängen, versteht sich von selbst. Zwischen einem Planeten und seinen Trabanten bestehen imaginäre Anziehungskräfte. Fünf „Monde“ hängen exakt so wie beim beliebten Newton’schen Kugelstoßpendel: Jeweils die äußeren Kugeln würden, wenn man das Ding erst in Bewegung setzte, seitwärts wegfliegen. Das gäbe in diesem Fall Scherben. Aber keine Sorge: Manfred Erjautz will nicht die Dinge selbst, sondern unsere Vorstellungskraft in Bewegung bringen.

Bis 14. Jänner in der Galerie Ruzicska - www.ruzicska.com
Bilder: www.ruzicska.com

 

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