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Ein Populist im Parnass

SALZBURG MUSEUM / JOHANN WEYRINGER

20/10/11 Wäre der Begriff „Populist“ nicht schon von Politikern besetzt und mithin übel beleumundet: Man müsste Johann Weyringer taxfrei zum Populisten stempeln. Es wäre in diesem Fall kein Schimpf.

Von Reinhard Kriechbaum

altWenn Weyringer über sein künstlerisches Wollen redet, dann setzt er gleich einmal ganz hoch an, im griechischen Parnass, bei Apollo mindestens. Aber er landet ebenso schnell in einer Wirtshauskuchl in Neumarkt. Bevor seine Visionen in geistig schwer zu erklimmende Höhen entschwirren, fängt Weyringer sie gleich wieder ein und erdet sie im Hier und Jetzt.

altDas hat Methode. Und es war schon so, als er – frisch gebackener Absolvent eines Architekturstudiums an der Hochschule für Angewandte Kunst (mit Ausflügen auch zur Akademie der bildenden Künste) – seine ersten Zeichnungen schuf. Weyringer wirkt selbst bestens geerdet: 1970 war er mit 21 Jahren der jüngste Tischlermeister Salzburgs. Dann also Architekturstudium, ab da Kunst als Haupt- und (deutlich später) Brotberuf. Ein „feines Sensorium fürs Handwerkliche“ bescheinigte ihm Erich Marx bei der Pressepräsentation der Schau im Salzburg Museum. Vieles, was stilistisch bis heute Weyringers Arbeiten auszeichnet, ist in den Zeichnungen vorgeprägt. Wenn mehr Fläche zur Verfügung steht, mehr Möglichkeiten – da geht mit Weyringer, wie man weiß, gelegentlich das Temperament durch. In diesen feinen, oft filigranen Zeichnungen ist das anders.

altOft stecken Geschichten drinnen. Er war unterwegs in ein römisches Museum, als er im Bus einen Mann mit verkrüppelten Fingern sah, erzählt Weyringer. Beide, die Sirene aus dem Museum und der Mann, sind dann auf einem Blatt gelandet, Torso gegen Behinderung. Unser Menschenbild überhaupt: Es sind heutige, drängende Fragen, die Weyringer in diesen Blättern (zwischen 1976 und 1982) angesprochen hat.

Seine Rückkehr aus Wien nach Neumarkt beschreibt Weyringer als einen „Kulturschock“, aber er habe damals „fleißig gearbeitet“ und er ist viel gereist: „Ohne das geht es nicht“, sagt er, denn das Vis-a-sis sei für ihn entscheidend. Und wenn dieses Gegenüber der Himalaya, das Salzburger Gefangenhaus oder eben das Figurenarsenal archäologischer Museen ist …

Johann Weyringer: „Die frühen Zeichnungen“. Bis 22.1.2012 im Salzburg Museum. – Zur Ausstellung ist ein schöner Katalog im Artbook Verlag (www.artbook.at) erschienen. Motive aus der Schau werden auch auf Citylights auftauchen. – www.salzburgmuseum.at
Bilder: Salzburg Museum / Johann Weyringer

 

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