In Präsenz, online und gemischt
SOMMERAKADEMIE FÜR BILDENDE KUNST
23/03/21 Manchmal kristallisieren sich in einem Pressegespräch Lieblingssätze heraus. Favorit-verdächtig heute Dienstag (23.3.): Sie wolle „künstlerische Praxis in ein pädagogisches Verhältnis übersetzen“. Das sagt Sophie Goltz, die heuer das erste Mal die Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst leitet.
Von Reinhard Kriechbaum
Auf gut Deutsch heißt das also: Kunstschaffende unterrichten. Darauf weist auch das Motto der Sommerakademie hin: „Those who can, do. Those who can do more, teach.“ Zu erwarten sind also Kursleiterinnen und Kursleiter, die auch vom Unterrichten etwas verstehen, zumindest solche, denen es ein Anliegen ist.
Die gute Botschaft: Die Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst wird stattfinden, auch in erwartungsgemäß dann immer noch nicht so guten Zeiten. So wie im vergangenen Sommer. Da hat Hildegund Amanshauser (in ihrem letzten Jahr als Sommerakademie-Leiterin) in kürzester Zeit das Angebot umgemodelt und auf hybride Formate umgestellt. Die Evaluierung habe ergeben, dass die Sommerakademie „überraschend gut gelaufen“ und gut angekommen sei, so Landesthauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn. Dafür streute er im heutigen Pressegespräch Hildegund Amanshauser noch einmal Rosen.
Von 19. Juli bis 28. August wird es siebzehn Kurse geben: auf der Festung Hohensalzburg in „hybriden Klassenräumen“ und im Steinbruch Fürstenbrunn (im Freien lässt sich gefahrlos in Präsenz bildhauen). Dazu finden noch Webinare online statt. Jetzt gleich nochmal das Lieblingszitat aus dem Mund der neuen Sommerakademieleiterin in der Vollversion: „Die Lehrenden übertragen ihre Praxis und Forschung in ein pädagogisches Verhältnis, um gemeinsam mit den Studierenden Kunst neugierig, persönlich und ausdauernd in Erwartung eines möglichen Materialisierens von künstlerischen Ideen oder deren Übertragung in Recherche und Leben zu erproben.“ Was das genau heißt, wird man erst am Ende abschätzen können.
Sophie Goltz, 1975 in Dresden geboren, ist Deputy Director for Research and Academic Programmes am NTU Centre for Contemporary Art Singapore und lehrt als Assistenzprofessorin an der School of Art, Design and Media der Nanyang Technological University Singapore. Dass sie also quasi außerhalb Europas daheim ist, hat sich in ihrem ersten Kursprogramm ganz deutlich niedergeschlagen. Kaum ein Name, der hierzulande Nicht-Insidern schon einmal untergekommen ist. Da werden also wirklich neue Fenster aufgestoßen. Ob man auch in neue Landschaften blicken wird? „Das Programm reflektiert aktuelle Tendenzen zeitgenössischer Kunst wie etwa Performance und Poetik, Virtual-Reality- und Augmented-Reality-Animationen sowie Algorithmen, Archivieren, kollektive und an der Community orientierte Praktiken sowie methodische Ansätze der Dekolonialität, der Kritik am Wirtschaftssystem und des Feminismus in der Kunst.“
Der Kuratoren-Sprech feiert, wie man liest und im Pressegespräch hörte, fröhliche Urständ. Alls das wird sich wohl erst in der unmittelbaren Anschauung irgendwie dingfest machen lassen.
Geplant sind neben Ausstellungen in der Galerie im Traklhaus und in der Stadtgalerie im Zwergerlgarten auch Gespräche mit Künstlerinnen und Künstlern in Kooperation mit der 5020 Galerie und Filmpräsentationen im Sunset Kino des Salzburger Kunstvereins. In Kooperation mit dem Fotohof wird die Sommerakademie erstmals einen Workshop für Jugendliche zusammen mit der Künstlerin Randa Mirza (Libanon, Frankreich) anbieten.
Ein Blick über den heurigen Sommer hinaus: 2023 wird die Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst siebzig Jahre alt. Anlässlich dieses Jubiläums beginnt man jetzt schon mit dem Rechercheprojekt Techno-Poetics (Arbeitstitel), initiiert von Sophie Goltz und co-kuratiert von Marina Fokidis, der Herausgeberin des Magazins „South as a State of Mind“. Auch dafür gibt es schon süffige Schlagwörter: „Das Projekt untersucht aufkommende Pädagogiken in der Kunstausbildung. Themen dabei sind Gender, Diversität und Koexistenz sowie deren Verbindung mit technologischen und künstlerischen Entwicklungen.“