Linie und Universum
KUNSTVEREIN / JAHRESPROGRAMM
11/02/21 Ungewissheit. Das Thema zur Pandemie. Séamus Kealy präsentierte das Jahresthema im Kunstverein: „Unsere Ausstellungen werfen einen Blick auf Begriffe des Unbekannten, Ideen der Verletzlichkeit, Überschneidungen von Referenzen und Genres, und verweisen, etwa über das Medium Film, auf unsere kollektive Geschichte.“
Von Heidemarie Klabacher
Nicht nur neue Ausstellungen stehen auf dem Plan, auch im Hintergrund hat sich einiges getan in der Hellbrunner Straße 3. Gerda Ridler ist die neue Präsidentin des Salzburger Kunstvereins, neue Vizepräsidentin ist Landeskonservatorin Eva Hody. Insgesamt vier von neun Vorstandsmitgliedern haben nach zwanzig Jahren ehrenamtlicher Tätig ihre Positionen zurückgelegt, berichtet Gerda Ridler in der Video-Botschaft zur Programmpräsentation: Mit Präsidentin Elfrid Wimmer-Repp legten drei weitere ehrenamtliche Vorstandsmitglieder ihre Ämter zurück, die Architektin Heide Mühlfellner, seit 2004 Vizepräsidentin, die Steuerberaterin Christl Urlasberger, seit 2004 Kassierin, und der frühere SN-Kulturchef und DrehPunktKultur-Mitarbeiter Werner Thuswaldner. Ihnen folgten, neben Präsidentin und Vizepräsidentin Ridler und Hody, Renate Lachinger, bis 2019 Kulturredakteurin beim ORF Salzburg, sowie die Juristin Anna Flotzinger.
Gerda Ridler, Jahrgang 1963, studierte Kunstgeschichte in Wien und Kulturmanagement in Ludwigsburg. Sie arbeitet seit dreißig Jahren im Kunst- und Kulturbereich, etwa als Kunstvermittlerin im Belvedere Wien, als Kuratorin im Kunstmuseum Lentos Linz oder als Projektleiterin Bildende Kunst beim steirischen herbst. Sie ist Gründungsdirektorin des Museum Ritter im deutschen Waldenbuch, wissenschaftliche Direktorin des Oberösterreichischen Landesmuseums und seit 2019 als Kuratorin, Autorin und Sachverständige für Kunst nach 1945 selbständig in Salzburg tätig.
Die neue Präsidentin des Salzburger Kunstvereins dankte der Galerie Thaddaeus Ropac für eine großzügige Unterstützung in den Härten der Corona-Pandemie: Thaddaeus Ropac hat 120.000 Euro zur Verfügung gestellt, die der Salzburger Kunstverein an 24 Künstlerinnen und Künstler weitergeben konnte. „Gerade für die Kunstschaffenden war es im letzten Jahr besonders schwierig, viele sind in finanzielle Nöte gekommen“, umso höher sei eine solch großzügige Unterstützung zu schätzen. Wie vielen sei auch ihr in der Corona Zeit klar geworden, so Ridler, „was wir am meisten vermiseen“, nämlich „persönliche Kontakte und die Auseinandersetzung mit Kunst“.
Diese wird nun nach Lockerung des Lockdowns hoffentlich wie geplant stattfinden können. Eröffnet wird das Ausstellungsprogramm im Kunstverein mit der aus 2020 verschobenen Schau Line as Thought, Lines as Universe. Die Ausstellung vergleicht quasi „Zeichnung heute“ mit „Zeichnung gestern“, bleibt aber in der Gegenwart: „Das Konzept wurde von Zeichnungen der verstorbenen rumänischen Künstlerin Alina Popa inspiriert“, erklärt Kunstvereinsleiter Séamus Kealy, der mit Nikolaus Gansterer die Schau gestaltet. „Während einer Krankheit und bis zu ihrem Tod im Jahr 2019 schuf Alina Popa ein unglaubliches Werk an Zeichnungen, die ihre Erfahrungen tiefgreifend darstellen.“ Die anderen Zeichnungen „erforschen das Potenzial der Zeichnung als Kunstform, um das Unaussprechliche und Unfassbare darzustellen“. Mit ihren Zeichnungen „das Unbekannte in visueller Form zu umrunden und die Grenzen zwischen Sprache und Denken auszuloten“ versuchen William Anastasi, Nina Canell, Carlfriedrich Claus, Attila Csörgő, Christoph Fink, Habima Fuchs, Nikolaus Gansterer & Alex Arteaga, Monika Grzymala, Karel Malich, Isabel Nolan, Morgan O’Hara, Alina Popa und Stuart Sherman. Die Schau ist von 20. Februar bis 25. April zu sehen.
Zeitgleich präsentiert Marlies Pöschl, Förderpreisträgerin 2019, im Kabinett Les Maintenants. Das ist der Name einer fiktiven Firma in Marlies Pöschls Film Aurore, die empathische Roboter entwickelt. „Zeitlichkeit, Fürsorge und Kollektivität in einer durch technologische Veränderungen geprägten Gesellschaft sind die Themen, denen sich die Künstlerin in dieser Ausstellung nähert“, so Séamus Kealy.
Im Frühjahr präsentiert die in Österreich geborene Tatjana Danneberg in ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung neue Gemälde und Skulpturen. Danneberg studierte Architektur an der Technischen Universität und anschließend Bildende Kunst an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Sie kombiniere, erklärt Séamus Kealy, großformatige Malerei mit Fotografie und Skulptur. Im Kunstverein präsentiert sie neue Arbeiten, Eröffnung ist am 7. Mai.
Im Kabinett werden neue Arbeiten des französischen Künstlers Camille Holowka zu sehen sein. Zu den Sommerausstellungen gehören eine umfassende Präsentation von Gabriel Abrantes im Großen Saal und die Arbeiten von Daniela Zeilinger im Kabinett. Wie immer werden diese Ausstellungen vom Sunset Kino begleitet. Im Herbst fällt eine Gruppenausstellung mit dem Titel Film als Muse mit einer Ausstellung des Salzburger Spallart-Preisträgers 2021 Elliott Mickleburgh zusammen. Den Reigen schließen die Jahresausstellung und einer Ausstellung von, Stefan Kreiger. des Förderpreisträgers 2020. Fortgesetzt wird die Langzeitinstallation von Omer Fast The Invisible Hand in einem Abschnitt der Ringgalerie, bleiben wird auch die 2020 entstandene Wandmalerei Big Sky Blooming von Megan Rooney.
www.salzburger-kunstverein.at
Bilder: www.gerdaridler.at (1); Kunstverein/Künstler (3); Graysc (1)