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Die Festspiele geben einen Wandertipp

HINTERGRUND / DER TRAUM VON EINEM FEENTEMPEL

27/12/20 Zwar rollten so hört man, heute Vormittag (27.12.) geschlossene PKW-Kolonnen in die Salzburger Skigebiete. Ein paar Vernünftige sind aber noch zu Hause. Für sie haben die Festspiele eine Idee und geben einen Wandertipp auf die Salzburger Stadtberge. Da spazieren bei diesem Traumwetter auch nicht wenige Leute, aber so dicht wird das Gedränge nicht sein vor den künstlerischen Interventionen in Sachen Feentempel.

Zur Erinnerung: Aus Anlass des 100-Jahre-Jubiläums der Festspiele hatte man einen Wettbewerb zu einem Open-Air-Kunstprojekt eingeladen. An jenen Stellen, für das im Lauf der langen Festspielgeschichte und in deren Vorfeld Festspielhäuser angedacht war, stehen jetzt Kunst-Interventionen unter dem Motto Ein Traum von einem Feentempel. Die vier Kunstprojekte bleiben vorerst stehen, zumindest bis zum Ende der nächsten Festspiele, also bis Ende August 2021. Manches könnte bald der Schnee zuschneien, aber das nächste Tauwetter kommt bestimmt... Margarethe Lasinger von den Festspielen hat eine kleine Wandertour zusammengestellt:

Über die Müllner Schanze gelangt man am Hotel Mönchstein vorbei an jene Wiese, auf der die Wiener Theaterarchitekten Fellner & Helmer 1890 ein Mozart-Festspielhaus planten. Was wäre dagegen der Grüne Hügel in Bayreuth gewesen! Für diesen Ort schuf Esther Stocker eine dreiteilige Knitterskulptur: überdimensionale, auf dünnen Aluminiumplatten gedruckte Zettel mit den Plänen zum Mozart-Festspielhaus liegen wie zerknüllte und achtlos weggeworfene Ideenskizzen auf der Wiese verstreut. „Ich habe mit dieser Utopie und mit dieser visionären Idee künstlerisch gespielt“, sagt Esther Stocker. Die riesigen Blätter zitieren originale Auszüge aus der Schrift Das Mozart-Festspielhaus in Salzburg, erschienen 1890 im Selbstverlag des Actions-Comites, und zeigen den ursprünglichen Entwurf des Festspielhauses.

Geht man weiter Richtung Museum der Moderne, hat man einen guten Blick auf den heutigen Festspielbezirk. Außer der Pernerinsel im fernen Hallein hat man von hier oben alle Locations recht gut im Blick. Und schaut man dann über die Salzach Richtung Nordosten geben die entblätterten Bäume den Blick auf Schloss Mirabell frei und im Osten auf den Kapuzinerberg, die weiteren Stationen auf dem „Feentempel“-Rundweg.

Über die Linzer Gasse und durch die Franziskuspforte geht es hinauf zum Kapuzinerkloster. Bevor man den Basteiweg entlang der Wehrmauer einschlägt, lohnt es sich, kurz am Mozart-Denkmal inne zu halten: „Hier stand von 1877 bis 1948 das Zauberflöten-Häuschen“ steht auf dem Gedenkstein geschrieben. Dieser erinnert an die frühe Pilgerstätte der Mozartverehrer und zugleich an die ersten Musikfeste in Salzburg, die – von der Internationalen Stiftung Mozarteum ausgerichtet – als Vorläufer der Salzburger Festspiele gelten dürfen. Das „Zauberflöten-Häuschen“, jetzt im Garten der Stiftung, soll ja, so ist angekündigt, bald wieder mal übersiedeln, in den garten des Mozart-Wohnhauses.

Mitten im Wald schließlich stößt man auf Werner Feiersingers Intervention zum Festspielhausprojekt am Kapuzinerberg, das in den 1940er-Jahren von Otto Reitter geplant wurde und Teil des größenwahnsinnigen NS-Gauforums werden sollte. Auf einem schlichten großen weißen Tisch hat der Tiroler Künstler ein Modell dieses Festspielhausprojekts platziert. „Ich wollte diesem gigantomanischen Entwurf ein möglichst kleines Modell entgegensetzen“, sagt Werner Feiersinger. Mit dieser bewusst einfachen und reduzierten Arbeit will er die kritische Auseinandersetzung mit dem Projekt unterstreichen. Im kahlen Winterwald lässt sich die exponierte Lage für das Festspielhaus besonders gut erkennen: Otto Reitter richtete die Gebäudeachse auf die Festung Hohensalzburg aus, um damit die Präsenz der NS-Diktatur im Stadtbild noch zu erhöhen.

Ebenfalls auf die Festung ausgerichtet war Clemens Holzmeisters Plan für ein Festspielhaus auf dem Rosenhügel inmitten des Mirabellgartens, das eine Einheit von Bühne und Zuschauerraum herstellen sollte. Isa Rosenberger zitiert in ihrer Installation die drei großen Portale der Hinterbühne aus Holzmeisters Entwurf von 1950. Mit dem dreiteiligen, gold lackierten Portalrahmen abstrahiert sie eben diese Umrisse der Hinterbühnen-Portale. Der durch die Portale gerahmte Blick schweift über den Mirabellgarten und auf die Festung Hohensalzburg: Die Stadt selbst wird zur Bühne, so wie es sich Festspielgründer Max Reinhardt gewünscht hat. „Und der Portalrahmen lädt die Besucher zur Selbstinszenierung ein“, sagt die Künstlerin. Dieser Entwurf Holzmeisters war eine der letzten Visionen, bevor er das Große Festspielhaus an der Stelle des ehemaligen erzbischöflichen Marstalls realisierte.

Leider nicht mehr sehen kann man das vierte Kunstprojekt, jenes von Maria Flöckner, Hermann Schnöll und Norbert Mayr in Hellbrunn zum Festspielhausprojekt von Hans Poelzig (1922). Das waren ja nur eingeschlagene Pflöcke, und die waren der Verwitterung ausgesetzt.
(PSF/Margarethe Lasinger / dpk-krie)

Der Traum von einem Feentempel. Künstlerische Interventionen zu nie gebauten Festspielhäusern. Verlängert bis Ende August 2021
Bilder: Salzburger Festspiele / Anne Zeuner

 

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