Die Farben haben das Sagen
KUNSTVEREIN / MEGAN ROONEY, LUISE SCHRÖDER
06/10/20 Eine ganz gewöhnliche Ausstellung im Künstlerhaus mit Bildern an den weißen Wänden? Tatsächlich sieht die neue Ausstellung mit Malerei von Megan Rooney nach einer seit oft und oft geübten Gewohnheit aus. Aber der Ausstellungsbesuch erweist sich dennoch als etwas ganz Besonderes.
Von Werner Thuswaldner
Megan Rooney, aus Kanada stammend und in London lebend, hat sieben Wochen im Künstlerhaus gearbeitet und zeigt nun die Ergebnisse. Sie begnügte sich nicht damit, großformatige Bilder für den Hauptraum zu schaffen, die nun – wie Corona infiziert - dort in gehörigem Abstand voneinander hängen. Vielmehr fühlte sie sich durch die vielen und großen Flächen des Foyers herausgefordert.
Die Künstlerin gestaltete den Raum mit seiner wegen der Verschneidungen und Türöffnungen komplizierten Konfiguration völlig um. Die Mauern scheinen ihr geheimnisvolles Innenleben nach außen gekehrt zu haben. Dezent farbliche „Ausblühungen“, wie sie manchmal bei Durchfeuchtung eines Mauerwerks zutage treten, werden sichtbar. Die Farbflächen sind nicht etwa klar voneinander abgegrenzt, sondern gehen ineinander über, überlagern sich gegenseitig. – Ein subtiles Farbgewölk ist entstanden. Megan Rooney erzeugt Spannungen zwischen den einzelnen Farben, doch sind sie nicht Ausdruck für Aggressionen. Von Milde und Sanftheit sind die Gefühle bestimmt, die von der Künstlerin ausgelöst werden. Welche der Farben sich weitgehend durchgesetzt hat, das macht den Unterschied zwischen den Bildern aus.
Megan Rooney ist eine sehr vielseitige Künstlerin. Sie tritt in Performances vor das Publikum und befasst sich mit Skulpturen. Sie hat Serien von Masken/Porträts gemalt, die ich nicht zu ihren stärksten Arbeiten zählen würde, weil sie gar geheimnislos grob erscheinen. Wie sie bei der Eröffnung bewiesen hat, ist sie auch eine begnadete Rednerin, die ohne Punkt und Komma die Zeit einer geduldigen Zuhörerschaft nützt.
Im Kabinett des Künstlerhauses gastiert die aus Potsdam stammende Fotografin Luise Schröder. Sie wurde von einer Jury aus 118 Bewerbungen für den mit 4000 Euro dotierten SpallArt Prize ausgewählt, der zudem einen einmonatigen Gastaufenthalt in Salzburg umfasst. „Erinnerung an ein Gespenst“ ist der Titel ihre Schau. Luise Schröder befasst sich mit zeitgeschichtlichen Ereignissen und reflektiert in kritischer Herangehensweise, mit welchen Ausdrucksmitteln sie in der Erinnerung fortleben sollen. Es geht ihr darum zu zeigen, dass es dabei zu „Themaverfehlungen“ kommen kann, dass es zu Umdeutungen (Verfälschungen) und nationalen Übersteigerungen kommt.
Megan Rooney, „Green, I Want You Green“; Luise Schröder, „Erinnerung ist ein Gespenst“ – Bis 29. November im Salzburger Künstlerhaus – www.salzburger-kunstverein.at
Bild: Salzburger Kunstverein / Courtesy of the artist and DREI, Köln