Die Festung vibriert

SOMMERAKADEMIE BILDENDE KUNST

28/08719 Die Sommerakademie für Bildende Kunst begeistert jedes Jahr durch Vielfalt des Kursangebots und ergiebige Resultate. Hier wird nicht Jahr für Jahr dasselbe Programm abgespult. Die Schwerpunkte verschieben sich immer wieder. Die Leiterin, Hildegund Amanshauser, spricht von der globalen/planetaren Akademie.

Von Werner Thuswaldner

Das ist ein weltoffenes Konzept, das gespeist wird von künstlerischen Vorstellungen aus aller Welt. Für den Außenstehenden ist es etwa überraschend, dass ein Kurs über pakistanische Miniaturmalerei besonders großen Anklang findet. Es geht dieser Disziplin nicht um die Umsetzung religiöser Inhalte, sondern um die Aneignung einer speziellen Verfahrensweise, die technisch strenge Vorgaben erfüllen muss. Die Studierenden bleiben nicht bei der Miniaturisierung, aber die Schulung macht sich auch dann bemerkbar, wenn sie zu einem größeren Maßstab wechseln.

Die postkoloniale Entwicklung in Afrika ist ein weiteres ergiebiges Thema der Sommerakademie. Es geht etwa um die Frage, welche Rolle das Jagen und Sammeln in der aktuellen afrikanischen Kunst spielt. Der Künstler Sammy Baloji war der dafür kompetente Experte. In seinen eigenen Arbeiten befasst er sich unter anderem mit den gravierenden landschaftsverändernden Auswirkungen der Bergbau in seiner Heimatregion, der Provinz Katanga, hat.

Die Sommerakademie ist sehr bemüht, die Teilnahme an den Kursen auch afrikanischen Studierenden zu ermöglichen, scheitert manchmal aber an bürokratischen Hindernissen.

Einer ebenfalls ungewöhnlichen Thematik widmete sich die Klasse von Paulina Olowska: Welche Rolle können Alchemie und Magie in der Malerei spielen? Die Vorstellung ist ja sehr gängig, wonach Kunstschaffende in einem Schaffensrausch zu Werke gehen. Diesen Vorgang durch bestimmte Mittel zu befördern, soll ja durchaus nichts Ungewöhnliches sein, wenn Bereiche des Unbewussten erschlossen werden sollen. Spannend ist der Prozess, wenn die chaotische Fülle des Unbewussten in ein rationales Konzept übergeführt werden muss.

Olowskas Klasse wählte einen weitgespannten Ansatz und befasste sich etwa auch mit der Herstellung bestimmter Farben, arbeitete mit ausgestopften und lebenden Tieren, aber auch mit menschlichen Modellen.

In der Klasse der Film- und Videoproduzenten herrscht konzentrierte Ruhe. Die Studierenden haben meist eigenes Material mitgebracht, das sie dann durch Schnitte und andere Techniken in eine brauchbare sendetaugliche Form bringen.

Auffallend war beim diesjährigen Rundgang durch die Ateliers, dass man auf viele Diskussionsrunden traf. Hier wurden Performances und Gemeinschaftsprojekte besprochen. Man erprobt sich nicht nur in der individuellen Arbeit, sondern fügt sich gelegentlich auch in eine Gruppe ein. Auch das will geübt sein.

Hildegund Amanshauser resümierte, dass 2019 ein guter Jahrgang war. Als Besucher kann man bestätigen, dass die Festung auch diesen Sommer durch die Aktivitäten der rund 300 Studenten und Studentinnen wieder vor lauter Kreativität vibriert hat.

Am Freitag (30.8.) lädt die Sommerakademie von 16 Uhr bis 20 Uhr bei freiem Zutritt für alle zur großen Abschluss-Ausstellung - www.summeracademy.at
Bilder: Sommerakademie