Über – künstliche und künstlerische – Grenzen hinweg

HINTERGRUND / GALERIE FOTOHOF / INGE MORATH

04/07/18 Inge Morath, Weltreisende mit slowenischen Wurzeln, war eines der ersten Mitglieder der US Foto-Agentur Magnum. Geboren 1923 in Graz, aufgewachsen in verschiedenen europäischen Städten, 1962 Heirat mit Arthur Miller, verstorben 2002 in New York: Die Galerie Fotohof ist Partner von Ausstellungen zur Weltbürgerin Morath in Maribor und Berlin. Die schon 2016 politisch brisante Ausstellung „ÖsterreichBilder“ erlebt eine top-aktuelle Wiederaufnahme in London.

Von Heidemarie Klabacher

Die erste große retrospektive Ausstellung der Arbeiten von Inge Morath in Slowenien und in der weiteren Region in der Kunstgalerie Maribor umfasst über zweithundert Fotografien aus aller Welt: Die Schau beginnt mit ersten Fotoprojekten Inge Moraths aus den frühen 1950er Jahre in Spanien und Venedig, führt über die große Werkgruppe der Portraits von Künstlern wie Picasso, Giacometti oder Alexander Calder und reicht bis zu deren intensiver Auseinandersetzung mit der Stadt New York und den Reisen entlang der Donau. Den Abschluss der Schau markieren Bildern aus Maribor vom Ende ihres Lebens. Die Ausstellung „Inge Morath. Retrospektive“ in Maribor zeigt die UGM Maribor Art Gallery.

Die zweite Ausstellung zu Inge Morath, an der die Galerie Fotohof beteiligt ist, präsentiert „Das Verborgene Museum in Berlin unter dem Titel „Inge Morath 1923 -2002. Aus einem fotografischen Kosmos“. Hier gilt ein Schwerpunkt Moraths Zeit als Mitglied der legendären Fotoagentur Magnum. Da kommt etwa auch das Bild von Marylin Monroe her. Modell und Fotografin teilten sich ja, wenn auch zeitversetzt, den Ehemann: Mit Monroe war der berühmten Autor Arthur Miller fünf Jahre verheiratet, mit Inge Morat von 1962 bis zu ihrem Tod 2002.

Die dritte auswärtige Ausstellung in Kooperation mit dem Fotohof ist  mit der herankommenden EU-Präsidentschaft Österreichers verbunden: „ÖsterreichBilder / FacingAustria“ heißt die von Rainer Iglar und Michael Mauracher kuratierte Schau in der „12 Star Gallery“ im Europe House in London. Wir erinnern uns an die Schau aus 2016, deren Grundgedanke 2018, in diesen Tagen immer „dichterer“ Grenzen und – mangels konkreten Anlasses – medial-politisch hochgespielter „Flüchtlingskrise“ aktueller ist, denn je: „Anfang 2016 wurde die öffentliche Diskussion in Österreich von der sogenannten ‚Flüchtlingskrise‘ beherrscht", heißt es in der Einführung. „Der Begriff der Obergrenze, eine ungeachtet der realen Zahl Flüchtender festgelegte Höchstzahl, wurde eingeführt, um den weit verbreiteten Ängsten angesichts einer vielfach gefühlt ungebremsten und unkontrollierten Massenmigration mit einer politischen Maßnahme zu begegnen. Im Rückblick auf das Jahr 2016 kann festgestellt werden, dass die festgelegte Obergrenze von circa 37.500 Flüchtlingen nicht erreicht wurde und auch die Intensität der Berichterstattung vergleichsweise stark nachgelassen hat.“

Auch in der Foto-Schau ÖsterreichBilder setzen sich einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf ganz unterschiedliche Weise mit dem Themenkomplex Flucht und Migration auseinander. Kurt Kaindl etwa porträtiert Menschen aus ganz Österreich, die sich im Sommer 2015 zivilgesellschaftlich in der Flüchtlingshilfe engagierten. Seiichi Furuya geht von dem von ihm vor über 30 Jahren schon einmal bearbeiteten Thema der Staatsgrenzeaus, Ekaterina Sevrouk bezieht sich in ihren Landschaftsbildern auf die Malerei der Romantik, Katarina Šoškić suchte in ihrer autobiografischen Bild-Text-Arbeit frühere Wohnorte in Wien auf: „„Zwanzig Fotografinnen und Fotografen haben Österreich fotografiert. Ihre Bilder zeigen eine Vielfalt von Bildsprachen und Themen − es geht um Stadt, Landschaft, Arbeit, Politik, Kunst und Sport − das Land im Spiegel zeitgenössischer Fotografie.“ Gezeigt wurden und werden eben nun in London, Bilder von Seiichi Furuya, Katharina Gruzei, Heidi Harsieber, Kurt Kaindl, Werner Kaligofsky mit einem Insert von Raad al Abbas, Leo Kandl, Paul Kranzler, Paul Albert Leitner, Simon Lehner, Christopher Mavrič, Stefanie Moshammer, Andrew Phelps, Rudolf Sagmeister, Jan Schiefermair, Nora Schoeller, Ekaterina Sevrouk, Katarina Šoškić, Rudolf Strobl, Clara Wildberger und Manfred Willmann.

-  Maribor: „Inge Morath. Retrospektive“ - kuratiert von Brigitte Blüml-Kaindl und Kurt Kaindl– UGM Maribor Art Gallery, Strossmayerjeva 6, Maribor – bis 21. Oktober - www.ugm.si
- Berlin: „Inge Morath 1923 -2002. Aus einem fotografischen Kosmos“ – Das Verborgene Museum, Schlüterstraße 70, Berlin-Charlottenburg – bis 26. August – www.dasverborgenemuseum.de
- London: „ÖsterreichBilder / FacingAustria“ - kuratiert von Rainer Iglar und Michael Mauracher/Fotohof - 12 Star Gallery, Europe House, 32 Smith Square, London - von 4. bis 12. Juli – ec.europa.eu
Bilder: Inge Morath/Magnum Photos (1); Kurt Kaindl/Fotohof (2)