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Nicht gestrauchelt

SCHAUSPIELHAUS / DER ZERBROCHENE KRUG

12/05/16 Junge Leute lernen das Stück kennen, die „Story“ und Kleists Sprache. Und unterhaltsame eineinhalb Stunden ohne Pause sind es auch. Ältere Herrschaften vergleichen Theater und aktuelle Politik und fühlen sich ebenfalls gut unterhalten von der Produktion „Der zerbrochene Krug“ am Schauspielhaus Salzburg.

Von Heidemarie Klabacher

Es ist eine solide Ensmble-Leistung, die das Publikum, ob älter oder jünger, bei der Stange hält und bei der man sich wieder einmal erheben kann über die abgründige Schlechtigkeit des Dorfrichters Adam. Dass er die Jungfer Eve zum Sex erpressen will, um ihren Bräutigam vor dem Militärdienst in Westindien zu bewahren, ist der erste Gipfel seiner Perfidie. Dass er besagtem Bräutigam Ruprecht dann auch noch die Zerschlagung des titelgebenden Kruges in die Schuhe schieben will, der fast schon wieder ironisch überhöhte zweite Gipfel im Gebirgszug voller Abgründe, den dieser Dorfrichter abschreitet: vor den Augen der kontrollierenden Obrigkeit in Gestalt des Gerichtsrates Walter, in der Salzburger Neuproduktion eines asketischen gelassenen Mannes, der sich bald auskennt.

Ebenfalls gelassen wirkt die Regie von Esther Muschol  am Schauspielhaus, in einem talkshow-artigen Bühnenbild von Fabian Lüdicke. Die Kostümee von Agnes Hamvas sind irgendwo zwischen Dulamans Vröudenton und der Rückkehr der Jedi Ritter zu verorten. Ein wenig „spacig“ ist auch die erfreulich zurückhaltend eingesetzte Musik von Manuel Mitterhuber. Die angedeuteten SciFi-Elemente verschmelzen mit dem „Stoff“ keineswegs zu einer Aussage oder gar zu einer neuen Sichtweise, stören aber auch nicht wirklich.

So bleibt die Aufmerksamkeit – gerne – beim Stück. Geradezu bemittleidenswert ist die Schlechtigkeit, mit der Marcus Marotte seinen Adam ausstattet. Souverän in seiner ironischen Distanz ist Olaf Salzer als Gerichtsrat Walter. Martin Brunnenmann ist ein schlitzohriger Schreiber Licht, Susanne Wende die in Sachen zerbrochener Krug klagsführende Witwe Marthe Rull. Kristina Kahlert bewegt in ihrem kleinen und inhaltlich doch so großen Appell an das Vertrauen ihres Bräutigams, den wiederum Matthias Hinz mit bäurischer Bockigkeit auszustatten weiß.

Georg Reiter als Ruprechts Vater Veit Tümpel steht nur solange zu seinem Sohn, solange es nicht ernst wird. Wenn der Verdacht auf Landesverrat oder Kriegsdienstverweigerung auftaucht, distanziert sich dieser Vater recht schnell, von seinem Sohn. – Eine der vielen Szenen, in denen Kleist Satire den Atem stocken lässt. Bernadette Heidegger hat einen kleinen aber fulminanten Zeugenauftritt als Frau Brigitte. Nicht unererwähnt bleiben sollen Agnes Herrlein und Tilla Rath, die von Adam als Mägde herumgespaukt werden.

Der zerbrochene Krug - bis 18. Juni im Schauspielhaus Salzburg - www.schauspielhaus-salzburg.at
Bild: Schauspielhaus Salzburg / Gregor Hofstätter

 

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