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Männer und Frauen passen nicht zusammen

SCHAUSPIELHAUS / PAARUNGEN

24/09/15 Von dieser alten Weisheit lebt die Komödie „Paarungen“ des Franzosen Eric Assous. Sie hatte am Mittwoch im Schauspielhaus Salzburg Premiere. Nach jeder Szene wird es für einige Zeit finster. Derweil erklingt ein Chanson. Zuletzt sogar eines von Gilbert Becaud. Das ist schön.

Von Werner Thuswaldner

Dazu bietet ein großes Fenster Aussicht auf die Dachlandschaft von Paris. Gespielt wird eine Komödie von dem aus Tunis stammenden Eric Assous, der viele Drehbücher und Theaterstücke verfasst hat. Eines seiner beliebtesten ist „Les Conjoints“, 2011 entstanden. Der deutsche Titel, „Paarungen“, klingt als ginge es um eine Thematik, die häufig in Tiersendungen der Reihe „Universum“ abgehandelt wird. Hier geht es allerdings um das Zusammenleben zwischen Mann und Frau.

Viele kleine und kleinste Bühnen in Deutschland haben sich um das Stück gerissen, von dem es heißt, es sei außerordentlich witzig und stecke voller Überraschungen. Es bietet vier Schauspielerinnen und Schauspielern große Rollen und fordert zu pointierter Konversation heraus. Auf den deutschen Bühnen wurden die Namen der zwei Paare, Delphine, Xavier, Bob und Garance nicht beibehalten. Dort hießen sie Katharina, Stefan, Paul und Elisa. Die Salzburger Inszenierung von Robert Pienz beweist Mut und bleibt beim Original.

Die Erkenntnis des Stücks lautet: Das Zusammenleben zwischen Mann und Frau ist zum Scheitern verurteilt. Und eine zweite: Geld soll angeblich die Lösung für einen überwiegenden Teil der Probleme sein, macht aber letztlich nicht glücklich. Die beiden Paare auf der Bühne führen Seitensprünge vor und allerlei Varianten des „Bäumchen-wechsle-dich“-Spiels. Die zwei Paare probieren sämtliche Möglichkeiten, untreu zu sein, durch, bis zuletzt jeder und jede von ihnen allein ist.

Regisseur Robert Pienz erarbeitete den Stoff mit seinem Ensemble offenbar so lustvoll, dass die Spielfreude durchgehend zu bemerken ist. Höhepunkte sind Szenen strotzend vor entfesselter, offenbar lang unterdrückter Leidenschaft. Besonders engagiert agiert Harald Fröhlich als Bob, der gerade seine Frau in die Wüste geschickt hat, weil sie ihm zu dick geworden ist. Fröhlich zeigt in dieser Rolle unbändigen Elan, nicht zuletzt, weil er als ältlicher Liebhaber seiner neuen, um vieles jüngeren Freundin Garance suggerieren muss, er werde noch viele Jahre durchhalten. Diese Freundin spannt er seinem besten Freund auf die denkbar plumpste Art aus. Sein Argument: Er habe schließlich 16 Millionen Euro in der Lotterie gewonnen, weshalb er sich nun als kühner Draufgänger kaufen könne, was er wolle. Natürlich auch eine neue Frau. Holzhammer-Psychologie ist durchaus ein Merkmal des Stücks.

Diese neue Freundin Garance wird von Alexandra Sagurna als scheues, unbedarftes Mädchen mit schmaler Figur und schmalem Gesicht gespielt. Am liebsten schaut sie zu Boden. Später soll man ihr abnehmen, dass sie nicht wählerisch ist und sich gern an jede männliche Schulter anlehnt, die sich ihr bietet. Sogar, wenn gerade keine andere da ist, an jene des biederen Mathematiklehrers Xavier, der Angst vor seinen Gefühlen hat.

Das ist der richtige Part für Olaf Salzer. Die Wohnung des Lehrers inspiriert die Beteiligten trotz der spartanischen Ausstattung mit Wendeltreppe ins Obergeschoß (Ausstattung: Ragna Heiny) zu verwegensten Handlungen. Salzer ist der sanfte Widerpart des Draufgängers. Dieser Lehrer bevorzugt die Resignation und nimmt es hin, wenn ihn seine Frau Delphine am Ende verlässt. Die Gütertrennung ist einfach. Sie will lediglich eine kleine Kassette mit Fotos haben. Susanne Wende macht als Delphine klar, warum ihr Mann sich im Grunde stets vor ihr gefürchtet hat. Jede Äußerung stellt sie mit preußischer Strenge auf den Prüfstand und fragt unerbittlich nach.

Susanne Wende hat am Schluss, wenn es ans Verbeugen geht, einen großen Auftritt. Jedes Mal wirft sie ihr volles Haar mit Schwung nach vorn und dann mit noch mehr Schwung nach hinten. Das wiederholt sich mindestens zwanzig Mal. So hingerissen war das Premierenpublikum von der Aufführung.

Aufführungen bis 11. November – www.schauspielhaus-salzburg.at
Bilder: Schauspielhaus Salzburg / Gregor Hofstätter

 

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