And the winner is …

SALZBURGER BACHGESELLSCHAFT / CAFÉ ZIMMERMANN

13/04/15 Vater Johann Sebastian kontra Sohn Carl Philipp Emanuel - hieß das Duell beim Konzert der Salzburger Bachgesellschaft: Für die Kontrahenten bestiegen am Samstag (11.4.) die Mitglieder des Ensembles „Café Zimmermann“ die musikalische Arena in der Großen Aula.

Von Horst Reischenböck

Das „Café Zimmermann“ war als Kaffeehaus einst eine der ersten Adressen in Leipzig. Leider steht das Gebäude seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr. Nur eine Gedenktafel erinnert daran, dass dort der Thomaskantor in der Nachfolge von Georg Philipp Telemanns wöchentlich als Leiter eines Collegium Musicum konzertierte. Dadurch verdankt die Nachwelt diesem Etablissement die Entstehung einer Fülle von „Concerts avec plusiers instruments“. Und daran erinnert das auf Originalinstrumenten musizierende französische Ensemble „Café Zimmermann“ mit seinem Namen.

Bach als Kaffeehaus-Musik? Tatsächlich kann die am Samstag (11.4.) in der Großen Aula in das Geschehen einstimmende Triosonate d-Moll BWV 527 durchaus zur kammermusikalischen Unterhaltung im Kaffeehaus beigetragen haben. Obwohl laut das Stück in einer (verloren gegangenen) Urfassung wahrscheinlich für Orgel oder „in erster Linie für Pedalclavicord oder Pedalcembalo geschrieben“ worden ist.

Von Bach selber „für seinen ältesten Sohn, Wilhelm Friedemann, aufgesetzt“, entpuppte sich das Werk als veritables Violinkonzert in nuce – in dessen Wiedergabe in der Großen Aula die beiden Geiger Pablo Valetti und Mauro Lopes Ferreira in kanonischer Stimmführung einander nichts schuldig blieben. Schade nur, dass die Cembalistin Céline Frisch gegenüber dem Cellisten Petr Skala selbst in den vordersten Reihen des Parketts nahezu unhörbar blieb. Das hat ist leider auch im Verlauf des Konzertes nicht merklich besser geworden, obwohl das Ensemble nur um Patricia Gagnon an der Viola und Ludek Brany Kontrabassist erweitert worden ist.

Das Cembalo, ein Nachbau eines deutschen Instruments durch Philippe Humeau - war trotz der Virtuosität von Céline Frisch einfach zu schwachbrüstig für den Saal. Das war besonders schade, stand doch Johann Sebastian Bachs wohl bekanntestes Cembalokonzert d-Moll BWV 1052 auf dem Programm. Das Cembalokonzert war ursprünglich ein Violinkonzert - und zusätzlich existiert eine Fassung von Carl Philipp Emanuel Bach.

Diesem galt der volle Einsatz im zweiten Programmteil: Zunächst begeisterte Petr Skala als Solist im Konzert für Violoncello A-Dur Wq 172, dessen leidenschaftlich erregtes empfindsames Largo er mit großen weiten Bögen nachzeichnete. Gerade dieser, einer der eindrucksvollsten Sätze Carl Philipp Emanuel Bachs, spiegelt á la „Sturm und Drang“ den subjektiven Ausdruck an Gefühlen im Vergleich mit des Vaters Polyphonie.

Voller Emotion sind auch die abrupten Stimmungswechsel und Gegensätze ohne Auflösung, die die konzisen Sätze der Streichersinfonie h-Moll Wq 182/5 fantastisch in sich bergen: Einhelliger Jubel nach dem - tonale Bezüge raffiniert verschleiernden und rasend quirligen Presto-Finale - führte zu dessen willkommener Wiederholung als Zugabe.

Bilder: www.cafe-zimmermann.com