Manchmal dringt was von außen durch

KLEINES THEATER / MEINE SCHWESTER (H)ELENA

09/11/12 Verdutzt findet sich Mila in einem Buch wieder. Sie wollte es gar nicht lesen, sie kennt es ja nicht einmal. Die Buchstaben sind groß, sie selbst klitzeklein. Plötzlich taucht zwischen den Seiten eine weiß gekleidete Gestalt auf. Wer ist das? – „Meine Schwester (H)elena“ als Uraufführung im Kleinen Theater.

Von Ursula Trojan

Wer ist dieses Mädchen, das da im Buch zu wohnen scheint? Ist es „ein Traumwesen“? Ist es „die Hüterin des Tagebuchs“?  Schon bald findet Mila heraus, dass sie sich mitten im Tagebuch ihrer Mutter befindet. Will man überhaupt wissen, was die eigene Frau Mama im selben Alter, also mit 15, so alles getrieben hat? Und wie ist das mit der Stimme und den Geräuschen, die manchmal von außen durch dringen?

Bei Mila siegt die Neugier und zusammen mit (H)elena, die sich verblüffender weise „Schwester“ nennt, taucht sie immer tiefer ein. Schrecklichen Vorfällen rund um Mamas Schule begegnet man da; besonders gemein sind die Buchstaben E und K, die – als Initialen – zu zwei fiesen Schulkameradinnen gehören… Wenn sie es nicht mehr auszuhalten glaubt, strampelt sich Mila wieder an die Oberfläche und sucht verzweifelt (H)elenas Erklärungen. Die scheint sich ganz gut und genau auszukennen bei den Tagebucheinträgen der Mama. „Wörter sind lebendig“, sagt sie und gibt Mila den Beweis dafür.

Das Jugendstück von dem Wiener Autors Stephan Lack erlebte am Mittwoch (7.11.) seine zu Recht umjubelte Uraufführung. Elisabeth Nelhiebel und Nevena Lukic liefern dem Zuschauer ein hinreißendes Spiel zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Leichtfüßig und glaubhaft verkörpern sie die Mädchen und den Burschen, Lehrer und Schwimmtrainerin und in besonders genussvoller Weise die beiden mobbenden Schülerinnen, die der Mutter einst das Leben so schwer gemacht hatten. Der Rollentausch erfolgt manchmal blitzartig und in Sekundenschnelle und die Rolle dauert oft nur Sekunden.

Das Theater Taka Tuka unter der Regie von Caroline Richards bringt das packende Stück für Jugendliche ab 12 Jahren in Kooperation mit dem „a b c Bildungszentrum Salzburg“, denn auch Probleme mit dem Lesen und Schreiben sind Thematik in diesem Spiel um Buchstaben und Geschichten aus der Jugendzeit der Mutter. Ohne Längen bleibt es bis zum Schluss spannend, und die Frage nach dem Ausgang der Geschehnisse hält einen gefesselt.

Portionsweise erfährt Mila alle Zusammenhänge in diesem „Buch voller Erinnerungen“. Ob sie wieder herauskommt  und was sich wirklich hinter Mila und (H)elena verbirgt, darf an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden.

Aufführungen bis 19. Dezember im Kleinen Theater – www.kleinestheater.at
Bilder: Kleines Theater / Taka-Tuka