asdf
 

Die Jungfrauen-Blase

KLEINES THEATER / UNSCHULD FOR SALE

16/10/12 Ein Hype entsteht bekanntlich, wenn die Spekulanten jeden Bezug zur Realität verlieren und Dinge unverhältnismäßig höher bewertet werden, als es der gesunde Hausverstand nahe legt. In „Unschuld for sale“ erleben wir ein Musterbeispiel.

Von Reinhard Kriechbaum

Womit wir natürlich dezidiert nichts gegen Elke Hartmann gesagt haben wollen. Die ist ihr Geld wert in dem Stück einer rotzfrechen Autorin aus den USA. Allein steht sie auf der Bühne und spielt nicht nur die arme Studentin, die auf eine geniale Idee verfällt, um ihr Studiengeld aufbringen zu können: die Unschuld nicht bloß einmal zu verkaufen, sondern gleich versteigern zu lassen. Der Marktwert erstaunt.

So manche eigentümliche Leute kreuzen ja den Weg dieser geldunternehmerisch supertüchtigen Dame. Ein Strizzi mit breitem Wiener Dialekt zum Beispiel. Eine TV-Moderatorin in Verena Feldbusch-Manier. Oder andere Frauen, die es mit der körpernahen Geldbeschaffung nicht ganz so weit bringen wie die Hauptfigur in „Jungrau for sale“. Es macht Elke Hartmann merklich Spaß, dieses Ein-Frau-Rollenspiel in rasante Drehung zu versetzen. Man hat diese Schauspielerin, die sonst zum Stammpersonal im Schauspielhaus Salzburg gehört, als eher gespreizte Sprecherin im Ohr. Um so verblüffender, wie pfiffig und locker sie unter Regie-Anleitung von Caroline Richards dieses Stück an der Grenzlinie zwischen Comedy und ernsthaft gender-kritischem Theater über die Rampe bringt. Sparsamste Mittel: Drei mit Zeitungspapier überzogene Stühle, ein paar Tuchenten.  Das war’s auch schon.

„Candy Tastes Nice“ heißt das Monologstück von Miranda Huba im Original, im Kleinen Theater präsentiert als deutschsprachige Erstaufführung. Die Kanadierin – Jahrgang 1980 - lebt in New York City, als Stückeschreiberin und Schauspielerin im Off-Bereich. Mit dem Thema „Sex sells“ geht sie so kritisch wie draufgängerisch um – und vor allem in einer verblüffenden Geradlinigkeit in Wort und imaginiertem Bild. Miranda Huba schafft eine Welt, in der Sexualität und Sinnlichkeit so rein gar nichts miteinander zu tun haben. Die Versprechung Sex setzt eine Geldmaschinerie in Gang, eine klassische Finanzblase.

Eine Sache freilich, die Candy zuerst nicht bedacht hat: Man welkt als börsennotierende Bett-Hoffnung im medialen Rampenlicht auch relativ rasch. Weder weibliche Attraktivität noch finanzielle Luftgeschäfte währen ewig. Aber von der Handlung sollte man natürlich hier nicht zuviel ausplaudern.

Nächste Vorstellungen: 17., 28. 30.10., 16.11. - www.kleinestheater.at
Bild: Kleines Theater / Heinz Bayer

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014