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Temporäre Underdogs auf dem Weg zum Olymp

LANDESTHEATER / TOP DOGS

23/04/12 Wie fühlt ein Top-Manager, wenn er plötzlich entlassen wird? Er weiß nicht, wie ihm geschieht. In einem Outplacement-Center soll er unter Leidensgenossen neue Wege finden und Strategien entwickeln, die ihn wieder nach oben befördern. Doch auch dort weiß er oft nicht, wie ihm geschieht… Urs Widmers Stück „Top Dogs“ hatte am Freitag (20.4.) in den Kammerspielen Premiere.

Von Ursula Trojan

Die Lifttüren öffnen sich. Ein Neuer stößt zur Gruppe der Ausplatzierten, wird von der Leiterin willkommen geheißen. Die Alteingesessenen stellen sich mit Daten vor, wie lange sie schon hier verweilen. Einer kennt sogar die genaue Stundenanzahl. Der Frischling rebelliert heftig, will nicht wahrhaben, dass und wie er hier her gelangt ist – in diese Outplacement-Beratung.

Vom ehemaligen Dienstgeber zu hundert Prozent finanziert, soll der gewesene Top-Manager mit Unterstützung eine neue Arbeitsstelle finden. Schuhe und – unpassende – Krawatte sind abzulegen und schon findet sich der Neuling in einem penibel strukturierten, turbulenten Tagesablauf wieder. Unter dem Motto „Wir federn den Schock der Entlassung ab!“ dreht sich hier, auf einer Matratzen-weichen Bühne, ein Psycho-Karussell. Vorstellrunden, Wettbewerbe, Rollenspiele bis hin zum Seelen-Striptease reihen sich in atemberaubendem Tempo aneinander, lassen den Kandidaten für einen Neuanfang klein und bloß aussehen.

Herr Meinhardt etwa soll „es raus lassen“, er berichtet weinend von Schmerzen und Allergien. Spielt er jedoch seinen eigenen Chef, der ihn selbst entlassen muss, kommen wüste Dinge zum Vorschein! Herr Sas gesteht, dass er nach der Kündigung ganze Tage im Kino verbracht hatte, ehe er – unter fatalen Aggressionen – seiner Frau davon erzählte. Auch die Beraterin selbst, Frau Clementi, outet sich: Sie tut dies schwungvoll in umgetexteten Liedern der Comedian Harmonists. So verpackt sie geschickt aufkommende Zweifel in positive Stimmung. Nicht das Entree zur Hölle, zum Olymp soll die Arbeit in der Outplacement-Firma sein.

Die Namen der Interpreten und der ihrer Rollen sind identisch. Die Biographien jedoch nicht, und deshalb darf auch ob der heiklen Thematik immer wieder herzerfrischend gelacht werden. Die Damen Britta Bayer und Anja Clementi sowie die Herren Georg Clementi, Marco Dott, Axel Meinhardt, Aris Sas und Sascha Oskar Weis bilden ein überaus homogenes Ensemble. Die Ausstattung von Konrad Kulke mit eingangs erwähntem Turnmatten-Boden und Sessellift-artigen Hängestühlen lässt reichlich bewegte und lebhafte Szenen zu. Manche gehen sogar bis ins Akrobatische, wie in der Passage, in der „Herr Clementi“ einen Gorilla mimt. Volkmar Kamm zeichnet für diese auch akustisch rasante Inszenierung verantwortlich. Köstlicher hat man die österreichische Walzerseligkeit mit einer Darbietung von „An der schönen blauen Donau“ kaum erlebt. Texte aus der „Offenbarung“ werden auf österreichische Firmen zugeschnitten und das Ganze mit einer neuen Bundeshymne untermalt.

Ziel solcher Outplacement- Prozesse ist die Wiedereingliederung ins Berufsleben. Wie das bei der Premiere zu Recht umjubelte Stück ausgeht, sei an dieser Stelle jedoch nicht verraten.

Bilder: LT/Christina Canaval

 

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