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Noch kleiner wäre Flohzirkus

WINTERFEST / ANDRÉ & LEFEUVRE / 8m³

09/12/11 Viele Winterfest-Besucher werden leuchtende Augen bekommen, wenn sie sich an „Le jardin“ erinnern, mit Didier André und Jean-Paul Lefeuvre. Nun sind die beiden Künstler wieder da – Cirque nouveau in der Kabinettversion sozusagen.

Von Reinhard Kriechbaum

altOder genauer gesagt: In der Autobus-Variante. Denn genau dafür sind die Solostücke der beiden Franzosen ursprünglich entstanden. Ein paar Stuhlreihen im Heck des Gefährts wurden entfernt und der beschränkte Freiraum umgemünzt zur Mini-Bühne. Von den vorderen Sitzen aus beobachtete das Publikum die Performance.

altDas alte Vehikel, mit dem Didier André und Jean-Paul Lefeuvre durch Frankreich tingelten, hätte die lange Wegstrecke nach Salzburg wohl nicht überdauert, so Winterfest-Leiter Georg Daxner. Also spielt man auf der Hinterbühne des Theaterzelts, aber genau in den Mini-Dimensionen, sprich, in acht Kubikmetern. Das sind also zwei mal zwei mal zwei Meter. Da kann man keine Luftsprünge machen und Salti schlagen schon gar nicht. Und wenn schon Jonglieren, dann bodennahe! Aber man glaubt es nicht: Eine Akrobatiknummer auf der senkrechten Stange geht sich aus, und sogar ein Balanceakt auf dem lockeren Seil. Beim Balancieren auf dem Leiterfragment muss Jean-Paul Lefeuvre freilich den Kopf einziehen.

Zwei Stücke, zwei Plots, ganz unterschiedliche Temperamete: Didier André spielt „Chez Moi Circus“. Warum Single-Zirkus zu Hause vor dem Fernsehapparat? Die Partnerin ist ihm davongelaufen, und so bleibt der arme Jongleur als reichlich depressiver Single übrig. Zum Totlachen traurig, wie er zaudernd ins Zaubern kommt und mit vollem Mund ein Chanson anstimmt. Aber eigentlich sollte man von dieser Nummer gar nichts verraten. Sie lebt von feinen, leisen Überraschungen, wie überhaupt die beiden Performances von André und Lefeuvre für entschleunigte Poesie stehen, für leicht melancholischen Slapstick. Am besten lacht es sich ja doch über die Missgeschicke trauriger Clowns.

altJean-Paul Lefeuvre (in „Le jardin“ war er der Unglücksrabe, der immer den Kürzeren gezogen hat) ist der athletische Typ. In dem Mini-Guckkasten, in dem er fast mit dem Kopf die Decke berührt und den er von Wand zu Wand beinahe mit ausgestreckten Armen ertasten kann, macht er in seiner Nummer „Ni Omnibus“ die tollsten turnerischen Kapriolen. Das beginnt mit sechs Obststeigen, die wie alle anderen Requisiten krass zweckentfremdet werden. „Omnibus“ meint in dem Fall nicht nur das imaginäre Gefährt, sondern das lateinische Wort. Mit allem und jedem macht Lefeuvre seine hintersinnig-unsinnige Akrobatik.

Aufführungen bis 22. Dezember - www.winterfest.at
Bilder: Matthieu Hagene

 

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