König Molières Unglück und Ende

ODEION / THEATER ECCE / MOLIERE

23/09/11 Da geht es, Szene um Szene, Molière an den Kragen: Das Verhängnis beginnt damit dass der alte Knacker in Liebe zu einer blutjungen Schauspielerin entflammt, die eigentlich seine Tochter ist. Aber Molière ahnt nichts.

Von Reinhard Kriechbaum

altAmande wurde  ja eingeführt als vermeintliche junge Schwester von Madelaine, Molières Langzeit-Lebensgefährtin. In Wahrheit ist Amande deren – und Molières – Tochter. Das Schicksal ist nicht abzuwenden, denn Amande ist schwanger vom leiblichen Vater: Eine Tragödie griechischen Ausmaßes bahnt sich an, Wasser auf die Mühlen der Kirche, bei der Molière mit „Tartuffe“ in Ungnade gefallen ist. Einer Kabale, der gesellschaftlichen und persönlichen Demontage des erfolgreichen Theatermannes, steht nichts mehr im Wege.

altEin Ausflug auf einen Abweg des russischen Theaters zum 15-Jahre-Jubiläum des Theater ecce: Michail Bulgakows „Molière und die Kabale der Scheinheiligen“ im Odeion. Georg Reiter ist Molière, der Szene um Szene tiefer hineinschlittert in den Ruin: eine dankbare Rolle, die Reiter charismatisch ausfüllt. Damit ist er ein starker Gegenpol zu Gerard Es, der als Bischof und Chef-Intrigant nicht viele Worte macht, aber omnipräsent ist.

Reinhold Tritscher steht als Regisseur für einen Theaterstil, den man gewiss nicht als zurückhaltend bezeichnen kann. Bildwirksam erdenkt er Szene um Szene, das Bewegungstheater kommt nicht zu kurz. Vor allem die Episoden rund um König Ludwig XIV, der mit goldgefärbtem Gesicht distanziert wie ein Pharao erscheint, mutieren in Choreographien.

altOb der exzessive Inszenierungsstil für dieses in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts entstandenen Stücks, eines der weniger geläufigen Werke von dem russischen Dramatiker Michail Bulgakow, wirklich passt, bleibe dahingestellt. Auch, ob das Stück überhaupt eine Aufführung lohnt. Jedenfalls hat sich im Lauf der über dreistündigen Aufführung mehrmals der Verdacht eingeschlichen, dass über all dem heftigen Gestikulieren der präzise Wortwitz, die Ironie zu kurz gekommen sind.

Vielleicht ist es ja auch einfach so, dass ein zweitklassiges Stück wie dieses nach erstklassigen Schauspielern verlangt, solche aber gerade für die Nebenrollen hier nicht zur Verfügung stehen. Es wirkt, mit Verlaub, alles sehr, sehr bemüht. Öfters mal schaut man auf die Uhr, obwohl immer ziemlich viel los ist.

Aufführungen bis 29. Oktober im Odeion. - www.theater-ecce.com; www.odeion.at
Bilder: Theater ecce / Andreas Hauch