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Prekär ist eigentlich gar kein Ausdruck

HINTERGRUND / FREIE THEATER

23/11/10 "Professionell prekär?" ist Thema einer Veranstaltungsreihe der IGFT (Interessensgemeinschaft Freie Theaterarbeit). Man tourt derzeit mit einer  Informationsveranstaltung durch Österreich und macht in dieser Woche (24./25.11.) in Salzburg Station.

Das Odeion steht durchaus als Symbol für die Zwickmühle zwischen überbordender Kreativität und mangelndem Geld. Dort haben ja neuerdings Reinhold Tritscher und sein Theater Ecce Quartier - beispielhafte Überlebens-Spezialisten in der freien Salzburger Theaterszene.

Die prekäre Existenzsituation Freier Theater-, Tanz- und Performanceschaffender in Österreich dokumentiert die 2008 vom Bundesministerium in Auftrag gegebene Studie "Zur sozialen Lage der Künstlerinnen und Künstler in Österreich". Sie weist auf eine bedenkliche Erosion der Anstellungsverhältnisse hin. So arbeiten 37,9 Prozent der darstellenden Künstler ausschließlich selbstständig, 59,7 teilweise selbstständig. Lediglich 2,4 Prozent der Theaterleute sind auf Dauer angestellt. 40,2 Prozent der selbständigen künstlerischen Tätigkeiten dauern nur einen Tag, bloß 6,7 Prozent länger als ein Jahr. Bei der Befragung zeigte sich, dass im Bereich der Darstellenden Kunst 75,5 Prozent, also drei Viertel der Künstlerinnen und Künstler, nicht durch das Arbeitslosenversicherungsgesetz (ALVG) abgesichert sind.

Seit ihrer Gründung vor zwanzig Jahren ringt die IG Freie Theaterarbeit um eine Position zu Mindestlöhnen und Richtgagen: "Schreibt man sie fest, werden all diejenigen diskreditiert, die sie nicht bekommen und trotzdem arbeiten. Schreibt man sie zu niedrig fest, gibt es womöglich eine Anpassung nach unten, selbst da, wo bislang akzeptable Beträge gezahlt wurden. Setzt man sie zu hoch an, gelten sie als unrealistische Fiktion." Man hat sich jetzt doch entscheiden, Richtgagen vorzuschreiben, nacvh Schweizer Vorbild. Bei der Salzburger Informations- und Beratungsveranstaltung wird die von Tristan Jorde und Sabine Kock für die IGFT erstellte Richtgagenbroschüre vorgestellt und diskutiert.

Als Regisseur, Schauspieler, Tänzer oder Performer sollte man nach dieser Richtlinie 3.000 Euro pro Monat verdienen - für viele wohl eine utopisch anmutende Ziffer. Bei durchgehender Beschäftigung wünscht sich die IGFT einen Jahres-Nettolohn von 20.000 Euro. Bei einer Solo-Vorstellung sollte pro Darsteller eine Gage von 600 Euro  abfallen, bei mehreren Darstellern und Aufführungen sollte sie nicht unter 300 Euro sinken.

Bei der Salzburger Veranstaltung "professionell prekär?" gibt es am Nachmittag des 24. November (ab 15.30 Uhr) einen Szene-Treff: die Einladung am Theaterleute, im Dialog die Ist-Situation zu skizzieren und Ideen und Verbesserungsvorschläge zu besprechen. Um 19 Uhr findet eine Podiumsdiskussion statt. Am Donnerstag Vormittag (25.11.) werden (gegen Voranmeldung) Einzelberatungen geboten.

"Professionell prekär?" bietet drei verschiedene Formate für Diskussion, Information und Vernetzung rund um das Thema Produktionsbedingungen für Theater, Tanz und Performance – im Spagat zwischen Selbstständigkeit und Anstellung. Die entscheidende Frage ist, wie man die Rahmenbedingungen für Theaterschaffende verbessern könnte. Stärkere Vernetzung ist das Ziel. Bundeslandsprecherin der IGFT in Salzburg ist Christa Hassfurther. (dpk/IGFT)

"Professionell prekär?" am 24./25.11. im Odeion
Informationen: www.freietheater.at; Ansprechperson in Salzburg: Christa Hassfurther, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Die Richtgagenbroschüre zum Download
Zur Meldung {ln: Zum Leben zu wenig zum Sterben zuviel}
Zum Gastkommentar {ln:Es ist ein Wunder …}

 

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