Draußen ist Katastrophe. Und drinnen wird gespielt

MotzART FESTIVAL

19/01/24 So sicher wie die Mozartwoche – meist sogar mit ein ein paar Tagen Zeitüberschneidung – kommt das MotzART Festival. Treffend und trefflich motzen ist ja keine kleine Kunst, obwohl das Kabarett zur „Kleinkunst“ zählt.

Von Heidemarie KlabachER

https://www.argekultur.at/downloads/presse/veranstaltungen/69/01-25_MotzART_FESTIVALMagda_LeebAufpudeln_Jan_Frankl1small.jpgWie alles in der ARGEkultur unter dem Intendanten Sebastian Linz, hat auch das Kabarett einen Anspruch über das – durchaus wertgeschätzte – Unterhaltende hinaus: „Die Gegenwart verlangt, Position zu beziehen“, sagt Sebastian Linz. „Klar, deutlich, öffentlich sichtbar.“ Unsere sei „keine Zeit für Zwei- oder Mehrdeutigkeiten“, es gelte, Haltung zu zeigen. Haltung jederlei Art, innerlich wie äußerlich, braucht freilich festen Stand. „Die Geschwindigkeit der weltpolitischen Ereignisse indes bringt den einen oder die andere bisweilen ins Stolpern. Die Lösung: Mal kurz innehalten und nachdenken – darauf käme es jetzt besonders an.“

Den Auftakt geben Wir Staatskünstler unter dem Motto Alte Hunde, neue Tricks: „Umfragen belegen nicht nur, dass wir immer weniger Vertrauen in unsere Politiker*innen, sondern auch in unsere Mitbürger*innen haben“. Kann Satire da etwas bewirken? „Seit Anbeginn der Geschichtsschreibung bewirkt Satire – nichts. Und an diese Tradition wollen wir erhobenen Hauptes anschließen.“ Das sagen die Staatskünstler Thomas Maurer, Robert Palfrader und Florian Scheuba.

Das Duo RaDeschnig sitzt mit seinem Programm Säulenheilig für den guten Zweck. Seit Wochen. Sie suchen das Heldentum „und finden es überall dort, wo die Umstände schlecht sind – in Pflegeberufen, Kindergärten, im Skisport und im Sumpf“. Bei vorzüglicher Sprachrhythmik und vortrefflichen Choreographien gibt es virtuose Musikstücke. Alles getreu „der Unterhaltungsmoral auf der untergehenden Titanic“: „Draußen ist Katastrophe. Und drinnen wird gespielt.“

Gerhard Walter gesteht es selbst: Auf mich war ich nicht vorbereitet. So heißt sein neues Programm. „Im Frühherbst 1643 wurde ich einstimmig mit einer Enthaltung zur Königin von England gewählt. Als Chefchoreograph der Dachdeckerinnung (Sie sehen, ich suche noch) kann ich Ihnen aber Folgendes mitteilen: Für ein gelungenes Leben ist es wichtig, relativ selten von einer Straßenwalze überrollt zu werden.“ Da kann man nur zustimmen.

„Kicking-up, statt punching-down ist das Credo der Performerinnen des PCCC* – Vienna's First Queer Comedy Club. Humor, so wie ihn PCCC* etabliert habe, „deckt sehr schnell auf, wer aus welcher Position heraus über wen Witze machen kann“. Seit 2020 gehört die PCCC* – Salzburg-Edition fix zum MotzART Festival. New Kid in Class heißt das neue Programm.

Magda Leeb schreibt keine Gags, studiert keine Lieder ein, lernt keinen Text. „Pudelts euch nicht auf“, so die ARGE. Die Leeb werde etwas machen, was sonst niemand macht: „Mit euch reden, euch Fragen stellen, schauen, wie’s euch geht. Wer nicht dabei war, hat’s verpasst!“ Text mögen andere lerne. Die Leeb improvisiert.

Urgestein Gunkl unternimmt mit seinem neuen Programm Nicht nur, sondern auch einen „ziemlich ungeordneten Versuch über Ordnung zu reden“. Und das klingt dann so: „Und wenn er alles weiß und kann, wird er sich das so einrichten, dass er immer weniger muss, und dann wird er mit der Zeit auch nix mehr machen. Und so zu leben, also das muss man schon echt wollen.“ Und erst Lena Johanna Hödl und Der Ekel. Sartres Roman hat ja jeder am Schnürchen. „Sie nicht“, fragt Hödl. „Ekelhaft, die Scham, die einen da im Plenum überkommt. Hippies, Kiwerer, die ÖVP und Goethes Erlkönig: Keine Sekunde lässt einem die Grindigkeit der menschlichen Existenz Ruhe.“

MotzART Festival 2024 – von 20. bis 27. Jänner in der ARGEkultur www.argekultur.at
Bilder: ARGEkultur / Jan Frankl; Robert Peres; Robert Petres