Auf zur Rettung des alten Buchladens!

SCHAUSPIELHAUS / DAS BÜCHERGEHEIMNIS

15/01/24 Peter Blaikner, Autor famoser Kinder-Musicals wie Ritter Kamenbert, Das Hausgeisterhaus oder Alex, die Piratenratte, die über Jahrzehnte die Salzburger Jugend begeisterten, hat wieder ein Stück geschrieben: Das Büchergeheimnis, am Freitag (12.1.) uraufgeführt im Schauspielhaus Salzburg.

Von Erhard Petzel

Da müht sich Frau Fink (Anna Malli) um ihr Herzensprojekt, eine Buchhandlung, die nichts abwirft. Vielleicht ist sie auch keine besonders geschickte Vermittlerin, wenn die Kundinnen-Wünsche ihren Vorstellungen von guter Literatur zuwiderlaufen. Ihr Hauptkunde und Lebensmensch ist dafür völlig mittellos, weil Büchernarr ohne Anstellung. Dieser Felix Buchner (Rene Eichinger) ist nicht nur Büchern allgemein, sondern im Besonderen dem Laden, Buch Fink, und ganz besonders dessen Besitzerin verfallen. Allerdings ist seine wie ihre Kontaktkompetenz so papieren wie ihr gemeinsamer Fetisch. Da weht ein ganz anderer Sturm vom jungen Hausbesitzer, der gegenüber seinen Motorradladen hat, und seiner Partnerin. Jo (Amun Greiss) und Ko (Leah Geber) äußern ihre Vitalität in roher Grobheit und bedrohen die arme Fink mit dem Rauswurf, kann sie am Folgetag die Miete nicht aufbringen.

Der eigentliche Spielmacher ist aber Karambakatze Susi (Hannah Schitter). Sie kommuniziert mit drei sprechenden Büchern, die sich um den Vorwurf der Ladenhüterschaft streiten. Das Wörterbuch (Jana Rieger) wird da besonders gedisst, auch weil es durch sein Schnarchen Ärgernis erregt. Doch gerade sein lexikalisches Wissen wird zur Voraussetzung fürs Happy End, indem es die Verschlüsselung einer Botschaft aus einem Tagebuch erkennt.

Dazu muss Katze Susi durch die Stadt zu Herrn Buchner nachhause, der ausgerechnet davor das Buch mit dem ersten Hinweis erstanden hat (für den Preis des Duzens mit Frau Fink). Auch das geht nicht ohne Liebesgeschichte aus, begegnet ihr doch Waldemar Muskelkater. Zum guten Ende werden Testamente des verstorbenen Herrn Ratlos aufgefunden, die die Erbschaft zugunsten Frau Finks und ihrer Buchhandlung regeln. Eines wird von Sohn Jo gefressen, womit er aber sein Erbe völlig verspielt, das nun zur Gänze Frau Fink zufällt. Zu gut für diese Welt, lässt sie Jo trotz seiner Gemeinheiten ohne Miete den Motorradladen. Strafe für den Macho: seine bislang unterdrückte Ko übernimmt ab nun das Kommando.

Auf den ersten Blick also nicht viel Unterschied zu den früheren Blaikner-Produktionen, auch musikalisch nicht. Die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler faszinieren das durch Klassen volle Auditorium und singen sich in die Herzen der Kinder, die wie im Kasperltheater voller Inbrunst eingebunden werden.

Beim zweiten Blick lädt aber eine pädagogische Konzeption zur Betrachtung über das Lesen und das Bücherwesen ein. Das Stück erfüllt durch eine emotionelle Schiene zum Thema auf jeden Fall einen wichtigen pädagogischen Zweck in Zeiten der Klage zur abnehmenden Lesekompetenz von Kindern und Jugendlichen. Ansonsten dürfte sich Autor Peter Blaikner nicht übermäßig an den Diskussionen aus dem Literaturbetrieb abarbeiten, was beim Team um Regisseur Ben Blaikner vielleicht anders gelagert ist. Eine gewisse Vorsicht beim Blaiknerschen Wortwitz ist auszumachen. Jo aus seinem Macho-Stereotyp ausbrechen zu lassen und vielleicht gar zum Leser zu machen, das ist denn doch nicht drin. Kinder lachen auch gern über das rülpsende Böse.

Herrlich plastisch auf der Bühne die drehbare Klappkulisse als großes Buchprospekt. Das zeigt nach der Startkulisse durch einfaches Umblättern in der Drehung einmal den Laden Buch Fink, einen Stadtplan für die Mission der Karambakatze und die Wohnung Buchners mit dem gesuchten Buch Die Gefährten vom Rio Bravo, das Buchner fortsetzen und mit Happy End versehen will (Ausstattung Fabian Lüdicke). Auch hier: Bezieht sich der Titel auf stereotype Western, wachsen in dieser Geschichte ein weißer Junge und ein junger Indianer gemeinsam auf. Das eigentliche Schlachtfeld liegt wahrscheinlich in den Auseinandersetzung um politische Korrektheit im Hintergrund.

Theater lebt, das Buch lebt, die Kinder sind lebendig trotz der Herausforderungen durch den Umgang mit anderen, die nicht allein an sprachlichen Eigenheiten festzumachen sind. Bücher bieten aber einen unermesslichen Sprachschatz zur Bewältigung unseres Lebens an und wappnen uns mit Resilienz.

Aufführungen bis 7. Februar – www.schauspielhaus-salzburg.at
Bilder: Schauspielhaus Salzburg / Jan Friese