Nachhaltig auf Mittelstrecke
TOIHAUS / PERFORMANCE FICTION
19/05/22 Die lange Strecke von Malmö nach Salzburg: Da würde unsereiner vernünftigerweise ins Flugzeug steigen. Wenn aber zwei Performer sich die Natur als Thema vornehmen, sollte der ökologische Fußabdruck doch nicht zu groß sein. Also besser aus Schweden per Bahn ins Toihaus: Sind läppische 21 Stunden Fahrt.
Von Reinhard Kriechbaum
Sophia Latysheva und Olof Runsten heißen die beiden, die am zweiten Performance Fiction-Wochenende – am 20. und 21.Mai – eine Produktion mit dem Titel Putting the Garden to Sleep zeigen. Insbesondere der Wintergarten werde nach Vorstellung der beiden Performer „zur Chiffre für einen Ort, der einmal war, aber auch für all jenes, was dieser wieder werden kann“. „Putting the Garden to Sleep konfrontiert unsere kollektive zeitgenössische Vision von Umgebungsnarrativen und hinterfragt die Implikationen der Beziehung zwischen uns und der Natur in Zeiten ökologischer und anderer globaler Zusammenbrüche“, so Sophia Latysheva und Olof Runsten. Ohne Geschwurbel gesagt: Wie geht’s uns und wie dem Garten und wie uns und ihm miteinander?
Auf die „terrane“, also bodennahe Anreise ist man besonders stolz. „Im Theater- und Festivalbetrieb ist es aufgrund der immer kürzeren Zeitspannen, die für Auftritte, Touren oder Netzwerkveranstaltungen vorgesehen sind, oft gar nicht möglich ohne Flüge zu reisen“, sagt dazu Cornelia Böhnisch, künstlerische Toihaus-Co-Leiterin und Kuratorin von Performance Fiction. „Daher sind wir im Toihaus Theater bemüht, wann immer es geht öffentlichen Nah- und Fernverkehr zu nutzen.“
Fürt die beiden Performer waren die 21 Stunden Bahnfahrt „ein bewusstes Anreisen zum Festival“. Angesichts der Weltlage müsse die Idee des Tourings neu gedacht werden, sagen sie. „Als 2020 die Pandemie ausbrach, hatte diese auch starke Auswirkungen auf den Kultursektor, unter anderem deshalb, da die Möglichkeit des Reisens und eines nomadischen Daseins bisher als selbstverständlich wahrgenommen wurden.“ Nun also sei vermehrt Umweltfreundlichkeit anzustreben. „In skandinavischen Ländern unterwegs, sind wir es gewohnt mit der Bahn oder dem Schiff zu reisen. Das ist die bequemste Art des Reisens und schont die Umwelt. Daher war es für uns nichts Ungewöhnliches, sogar aufregend, Europa mit dem Zug zu durchqueren“, so Sophia Latysheva und Olof Runsten zu ihrer Anreise. Was kann man sich vorstellen unter Performance Fiction? Da hilft vielleicht ein hübscher Satz weiter, der sich auf der Website dazu findet: „Performance Fiction ist der Fruchtkörper des Myzels Toihaus.“ Wer da noch weiter fragt, dem ist nicht zu helfen.