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So nah am Publikum wie sonst nirgendwo

HINTERGRUND / 40 JAHRE STRASSENTHEATER

06/07/10 Der von zwei Pferden gezogene Theaterwagen rollt schon seit vierzig Jahren durch Stadt und Land Salzburg. Heuer inszeniert Klaus Gemeiner die Nestroy-Posse „Der Zerissene“. - Ein Buch über die Geschichte dieser Institution ist im Pustet Verlag erschienen.

Von Werner Thuswaldner

altDas Jubiläum des Salzburger Straßentheaters war heute, Dienstag (6.7.), Anlass für eine Pressekonferenz. Seit 26 Jahren ist Klaus Gemeiner der künstlerische Leiter dieses Unternehmens, das einst von dem Regisseur Oscar Fritz Schuh ins Leben gerufen wurde. Schuh, der in der Nachkriegszeit ganz wesentlich zum Ruf der Salzburger Festspiele beigetragen hatte, wollte das Straßentheater schon 1957 gründen, doch weder die Festspiele, noch das Landestheater zeigten Interesse. Die Salzburger Kulturvereinigung nahm sich 1970 der Initiative an, und bis heute ist es dabei geblieben. Daran erinnerte Heinz Klier, der ehemalige Leiter der Kulturvereinigung. Im Schnitt werden mit einer Aufführung fünfhundert Theaterinteressierte erreicht.

Klaus Gmeiner widmet die diesjährige Jubiläumsinszenierung der Nestroy-Posse „Der Zerrissene“ dem Andenken an O. F. Schuh, weil er findet, dass dessen Leistungen nicht so rasch vergessen werden sollten. Gmeiner führte aus, dass es bei Nestroy, dessen Witz und dessen Bösartigkeit althochgehalten werden müssten, vor allem auf die richtige Einschätzung der Sprache ankomme. Nestroy habe Hochsprache geschrieben. Gleichwohl bedürfe sie einer speziellen Interpretation.

Die Titelrolle des Herrn von Lips spielt Leo Braune, der schon seit zwanzig Straßentheater-Jahren dabei ist. Er gab auch gleich die Kostprobe eines Couplets. So viel darf verraten werden: In den Zusatzstrophen, die Walter Müller geschrieben hat, sind selbstverständlich die Poller in der Stadt ein Thema. Weitere Darsteller sind Martina Ebm (Kathi), Peter Josch (Krautkopf) und Clemens Berndorff, der die drei Rollen der schmarotzerischen Freunde des Herrn von Lips übernimmt. Ausstatter ist wieder Bernd Dieter Müller, dem es immer wieder gelingt, auf überraschende Weise mit den beschränkten Raumverhältnissen zurechtzukommen. Müller bereitet übrigens für Herbst die Uraufführung von Martin Walsers „Ein liebender Mann“ im Theater von Meiningen vor.

Premiere ist am 23. Juli um 17 Uhr in Stiegls Brauwelt. Es sind vierzig Aufführungen - so viel wie noch nie - an zwanzig Tagen geplant.

Rechtzeitig zum Jubiläum ist im Pustet Verlag eine von Sandra Marchart verfasste Geschichte des Straßentheaters erschienen: „Das Straßentheater kommt!“ Sie zeigt ausführlich, in welcher Tradition das Straßentheater steht und wie sich die Salzburger Variante davon abhebt. Und dann werden in bestens lesbarer Form die abwechslungsreichen Sommer von 1970, als es mit Nestroys „Früheren Verhältnissen“ - unvergessen ist Elfriede Ott mit ihrem damaligen Auftritt auf dem Thespiskarren - bis heute in Wort und manchmal auch in Bild aufgerufen. Unter den Schauspielern waren oft sehr berühmte Namen. Sie sahen das Straßentheater als Chance, mit ihrer Kunst so nah am „Volk“ zu sein wie sonst nicht. Das Repertoire an Stücken, das sich inzwischen angesammelt hat, lehrt einen das Staunen. Immer wieder werden auch Pressestimmen zitiert, die das Besondere dieser Einrichtung zu charakterisieren suchen und zeigen, welcher Beliebtheit sich das Straßentheater erfreut.

Termine, Informationen: www.kulturvereinigung.com
Bilder: Salzburger Kulturvereinigung /2); Pustet Verlag (1)

 

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