Dem Urteil der brav im Gänsemarsch abmarschierenden Kinder ist nicht viel hinzuzufügen. Das in der Regie von Michael Moritz auf die Bühne von Michael Ottopal in den Kammerspielen gebrachte Bilderbuch von Christine Nöstlinger Guter Drache & Böser Drache ist eine Bilderbuch-Aufführung: Theater pur mit scheinbar einfachsten Mitteln.
Das Bühnenbild IST ein Bilderbuch, dessen großformatige Seiten tatsächlich umgeblättert werden können. Mehr noch: Wie in einem Pop-Up-Buch kann die Ausstattung auf- bzw. von den Wändern heruntergeklappt werden, durch Türen und Fenster blickt man auf die Seite dahinter. Die Illustrationen in diesem überdimensionalen Bilderbuch sind „Kinderzeichnungen“ von großem Witz.
Allein das Vögelchen! Das drehbare Denkmal im Park erinnert fast ein wenig an Markus Lüpertz' Mozart-Hommage auf der anderen Salzachseite.
Guter Drache & Böser Drache existieren nur im Kopf von Florian. Behauptet jedenfalls dessen Mutter, die schon ganz genervt ist, von den so unsichtbaren wie unbequemen Mitbewohnern. Er habe ihre Freundin, mit der sie telefoniert, ja auch nie gesehen, argumentiert Florian. Und dennoch behaupte die Mutter, die Freundin und deren Ehemann existierten. Wieso sollten dann zwei Drachen nicht existieren, nur weil die Mama sie noch nicht gesehen hat?..
Martin Trippensee bringt es tatsächlich fertig, ohne in irgendeine Richtung zu übertreiben oder zu persiflieren, den Eindruck zu vermitteln, er sei ein kleines Kind. In die Kostüme der beiden Drachen schlüpfen Genia Maria Karasek und Patrizia Unger. Axel Meinhardt ist der Parkwächter Karlo, der fast ebenso viel Imaginationskraft hat wie Florian und den Duft von Lavendel liebt.
Bevor seine Drachen mit ihm vom Park ins Kinderzimmer gehen können, müssen sie sich verkleinern. Das geht mit ein wenig Glitzerstaub von oben und zwei Handpuppen: Das bezauberte Ah und Oh der Kinder im Publikum wird noch lange nachklingen.