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„Hinaus aus Wien mit dem Schuft!“

HINTERGRUND / LANDESTHEATER / HELDENPLATZ

07/02/20 August Zirner wird die Hauptrolle des Robert Schuster in der Neuinszenierung von Heldenplatz im Salzburger Landestheater übernehmen. Auch Elisabeth Rath hat man als Gast gewonnen. Sie war schon bei der skandalumwitterten Uraufführung im Burgtheater dabei.

Von Reinhard Kriechbaum

Guter Grund, Heldenplatz in dieser Saison zu spielen. Die Uraufführung in der Regie von Claus Peymann ist vierzig Jahre he. Das Stück war eine Auftragsarbeit fürs Burgtheater zum 50. Jahrestag des „Anschlusses“ Österreichs. Heldenplatz entfachte damals, schon Wochen vor der Uraufführung am 4. November 1988, einen Shitstorm sondergleichen. Dieses Wort war damals noch nicht erfunden, aber das, was auf Betreiben der Kronenzeitung und vieler anderer Medien an vorauseilender Erregung hyperventiliert wurde, übertraf manch heutige Hysterie in sozialen Medien. Auf den Zug von Kronenzeitung und Wochenpresse sprangen auch Politiker auf. Ausgerechnet der damalige Bundespräsident Kurt Waldheim sprach von einer „groben Beleidigung des österreichischen Volkes“, Vizekanzler Alois Mock beklagte „eine globale Beschimpfung Österreichs“, die „auch noch mit Steuergeldern finanziert“ werde. Selbst Bruno Kreisky äußerte damals: „Das darf man sich nicht gefallen lassen!“ Jörg Haider forderte, auf Peymann abzielend und Karl Kraus paraphrasierend: „Hinaus aus Wien mit dem Schuft!“

Gemessen an der Publicity, die Bernhards letztes zu Lebzeiten uraufgeführtes Stück damals erhielt, blieb die Zahl der Aufführungen in Österreich überschaubar: eine zweite gab es zehn Jahre später im Theater in der Josefstadt (das bei Bernhard auch denkbar schlecht weg kommt). Viele Seitenhiebe gibt es in dem Text auf Linz, wo die dritte Produktion stattfand, und auf Graz, wo man Heldenplatz jetzt geradc im Schauspielhaus zeigt. Die Salzburger Aufführung wird also erst die fünfte auf einer österreichischen Bühne sein.

Für mich ist es immer wieder schön zu erleben, dass Theatertexte mich dazu bringen, dazu zwingen, mich mit meiner eigenen Familiengeschichte zu beschäftigen. So auch jetzt mit Thomas Bernhard und dem Heldenplatz“, sagt August Zirner. Seine österreichisch-jüdische Familie musste Wien 1938 verlassen. Er selbst wurde in den USA geboren und kehrte erst Anfang der 1970er Jahre nach Wien, in die frühere Heimat seiner Eltern, zurück, wo er seine Schauspielausbildung am Max Reinhardt Seminar absolvierte. August Zirner war acht Jahre Ensemblemitglied an den Münchner Kammerspielen und an diversen anderen renommierten deutschen und österreichischen Bühnen engagiert. Darüber hinaus spielte er in über 140 Filmen mit.

Elisabeth Rath wird als Hedwig, Frau des verstorbenen Professor Josef Schuster, auf der Bühne stehen. Sie wirkte bereits als Tochter Olga bei der Uraufführung von Heldenplatz im Burgtheater mit und war dort in den über hundert weiteren Vorstellungen zu erleben.

Regie in Salzburg führt Alexandra Liedtke, die dem Landestheater seit vielen Jahren eng verbunden ist: „Thomas Bernhards Texte gehören zu den faszinierendsten, die in diesem Land entstanden sind.“ Dass sie für diese Produktion neben den Ensemblemitgliedern des Landestheaters auch mit August Zirner und Elisabeth Rath arbeiten kann, bedeutet ihr viel: „Es sind zwei großartige Partner für diese Salzburger Aufführung, mit der ich meine Arbeit an diesem Haus und seinem Ensemble weiterführen kann.“

Premiere am 19. April im Salzburger Landestheater – www.salzburger-landestheater.at
Bild: http://www.barbarella.de / Jürgen Spachmann, Robert Doppelbauer (1); www.fuhrmannmanagement.com / Gabriela Brandenstein (1)
Zur Besprechung der Aufführung im Grazer Schauspielhaus
Wir fallen immer wieder auf Österreich herein

 

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