Fünftausend unbezahlte Stunden fürs Theater

HINTERGRUND / AMATEURTHEATERVERBAND (1)

21/06/18 Seit fünfzig Jahren gibt es den Salzburger Amateurtheaterverband. Das Jubiläum ist Anlass für eine gebündelte Leistungsschau auf diesem Gebiet: Erstmals findet ein Amateurtheaterfestival im Schauspielhaus Salzburg statt, von 24. bis 30. Juni.

Von Reinhard Kriechbaum

Die Entwicklung des Salzburger Amateurtheaterverbands an ein paar Eckdaten gespiegelt: 1968 wurde er von einer kleinen Gruppe begeisterter Theaterschaffender – fünf Personen waren es – gegründet. Dreißig Jahre später, 1998, waren in diesem Verband bereits 67 Theatergruppen zusammengefasst, wieder zehn Jahre später, 2008 waren es 78 Ensembles. Im Moment vertritt der Amateurtheaterverband 110 Theatergruppen in Stadt und Land. An solchen Zahlen sieht man anschaulich, wie die Beschäftigung mit Musik auf breitester Ebene zunimmt.

Im Fall des Amateurtheaterverbands spielte auch die personelle Konstellation eine Rolle: Fast drei Jahrzehnte war Prof. Matthias Hochradl in Personalunion in der Kulturabteilung des Landes fürs Amateurtheater zuständig und zugleich Geschäftsführer des Amateurtheaterverbands. „Dieses Büro in der Kulturabteilung hielt den Obleuten über Jahrzehnte als zuverlässige Infrastruktur den Rücken für ihre ehrenamtliche Verbandsarbeit frei“, erklärte Veronika Pernthaner, als sie 2011 dem damals in Pension gegangenen Matthias Hochradl als Geschäftsführerin im Amateurtheaterverband nachfolgte. Im selben Jahr bezog der Amateurtheaterverband auch neue Räumlichkeiten, im KunstQuartier in der Bergstraße.

Die 110 Gruppen im Amateurtheaterverbands bringen es gemeinsam auf 3500 Mitglieder. „Jedes Jahr führen sie über 300 Projekte durch“, weiß Veronika Pernthaner, „Theaterproduktionen und Veranstaltungen zu gesellschaftlichen Anlässen und Jubiläen, aber auch Workshops in den Bereichen Kultur, Soziales, Integration mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren.“ Mehr als 8000 aktive Mitwirkende seien ehrenamtlich beteiligt. „Für eine Theaterproduktion werden bis zu 5000 unbezahlte Arbeitsstunden geleistet.“ Die Theater in Abtenau und Holzhausen vor allem engagieren sich immer wieder, indem sie internationale Festivals ausrichten.

Mit Hilfe des Raiffeisenverbands hat man nun ein Buch produziert zum 50-Jahre-Jubiläum. Es wird am Sonntag (24.6.) in einem Festakt vor geladenen Gästen vorgestellt. „Ein bleibendes Nachschlagwerk über das Salzburger Amateurtheater“, freut sich Veronika Pernthaner. Zum Vereinsjubiläum hat man auch einen Plakatwettbewerb ausgelobt, der Gewinner wird am Sonntag bekannt gegeben.

Ab Montag (25.6.) gastieren sechs Tage lang zwanzig Theatergruppen aus allen Salzburger Bezirken im Schauspielhaus, täglich ab ab 17.30 werden Vorstellungen aus den bereichen Musical, Komödie, Drama, Schauspiel, Performance, Lesung und Musik im Saal, im Studio und im Foyer des Schauspielhauses und im nahen Erhardgässchen geboten. „Wir zeigen damit die große Vielfalt des Salzburger Amateurtheaters“, betont Veronika Pernthaner.

Am ersten Tag beginnen andrea beringer & companions im Erhardgässchen mit der Performance „verspielt bespielt“, und auch die Theatertruppe Taxham bringt mit „Paradiesgemüse“ eine Uraufführung auf die Bühne.

Die Musical Companie Austria zeigt am Dienstag (26.6.) „Non(n)sens“ und „Der kleine Horrorladen“. Dazwischen beschert die Karawane Salzburg das literarische Programm „Köstliche Kleinigkeiten Kunterbunt“ und das theaterQuartett zeigt den Komödienklassiker „Barfuß im Park“. Zu einer literarisch-musikalischen „WeinLese“ laden am Mittwoch (27.6.) die Theater Abtenau & Dürrnberg (Veronika Pernthaner-Maeke und Sepp Höllbacher), danach bringt das WEGE Theater „Das neue Stück“, in Form von Erzähltheater auf die Bühne des Studios.

Am Donnerstag (28.6.): „Frau Gruber erzählt aus dem Nähkästchen“, ein Monolog mit Lisbeth Ebner und dem Trio Venerdi. Danach bringt das junge Ensemble „Drei – Sicht“ einen Beitrag zu Internationalität und Integration zur Uraufführung: In „Spiegeln“ wirkt der syrische Schauspieler und Regisseur Salim Chreiki mit.

Mit „König Hupf „ zeigt das Kichererbsentheater am Freitag (29.6.) eine spezielle, äußerst liebenswürdige Theaterform: Das Bauchladentheater. Andrea beringer & companions offeriert Rilkes Monolog „Die weiße Fürstin“ (gesprochen und getanzt), das Theater Abtenau Kleists „Zerbrochenen Krug“ in der Bearbeitung von H.C. Artmann. Pinzgauer SpielArt zeigt am Samstag (30.6.) „Der Gott des Gemetzels“ von Jasmina Reza, einer der meistgespielten Autorinnen der Gegenwart. Den Abschluss macht die Kulturbühne Salzburg mit dem „Jedermann“.
(Wird fortgesetzt)

Salzburger Amateurtheaterfestival von 24. bis 30. Juni im Schauspielhaus. Die Programmbroschüre zum Download:  – www.sav-theater.at
Bilder: dpk-krie (1); Amateurtheaterverband