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Schwarzenegger, die Borg und wir alle

DIGITAL SPRING FESTIVAL / TRANSHUMANISM

07/03/18 Also, unser Lieblings-Cyborg ist jene verführerische Mensch-Maschinen-Frau, die einst Captain Piccard vom Raumschiff Enterprise beinah erfolgreich transformiert hätte. Das ist freilich Sci-Fi-Schnee von gestern. Was wirklich angesagt ist im Grenzbereich von Mensch-Maschine-Verschnitten untersucht von 13. bis 18. März das Digital Spring Festival zum Thema „Transhumanism. Updates are available“.

Von Heidemarie Klabacher

Nach der ersten, erfolgreichen Ausgabe des digital spring 2016 setzt sich das biennale Medienkunstfestival 2018 mit der posthumanen Zukunft des Menschen und mit seiner zunehmenden Verschmelzung mit Maschinen auseinander: „Über diskursive wie künstlerische Programmpunkte werden Chancen und Risiken, welche der Transhumanismus für die Gesellschaft birgt, erforscht und präsentiert.“ Soweit so unklar.

Das der Mensch auf dem Weg zur Maschine ist – lieber Schöpfergott verhülle Dein Haupt – ist längst nichts Neues: „Vom Herzschrittmacher zur via Laser-OP verbesserten Sehfähigkeit, vom besseren Ich in sozialen Medien bis zu gechippten Mitarbeiterinnen, vom Bordcomputer über Hörimplantate bis zur Prothese: Man muss nicht gleich der Terminator sein, um zu erkennen, dass wir uns alle Stück für Stück Richtung Mensch-Maschine entwickeln.“ Ja der Terminator! Jüngst haben wir von der DrehPunktKultur-Redaktion seine Heimatgemeinde besucht, der ist auch lieb.

Cornelia Anhaus, die künstlerische und inhaltliche Leiterin des Digital Spring Festivals, präsentierte heute Mittwoch (7.3.) das umfassende Programm samt Hintergründen. „Egal ob es darum geht, vermeintlich Kranke oder angeblich Gesunde mit Funktionen auszustatten, die sie vorher nicht hatten – sollten nicht alle das Recht haben, ihre Körper so zu modifizieren, wie sie möchten? Oder hat damit der Kapitalismus, im Sinne der Selbstoptimierung, endgültig auf allen Ebenen des Seins gesiegt? Bis zu welchem Grad kontrollieren wir die Technik, und ab wann kontrolliert sie uns?“

Diese Fragen gehörten, sie die Verantwortlichen, nicht ins Feld der Science-Fiction, sondern „beschäftigen uns ganz real seit fast hundert Jahren“: „Der Biologe Julian Huxley hat in den 1920ern als Erster ein vollständig transhumanistisches Ideensystem entwickelt, das durch Technologie und Fortschritt zur endgültigen Überwindung des Menschen als gebrechliches Wesen beitragen sollte.“ Bedacht werden müsse freilich, „dass Huxley ein Vertreter der Eugenik war, womit eine weitere Schattenseite dieser Entwicklung deutlich wird“. Über die grundsätzliche körperliche und geistige Verfasstheit radikale Transhumanisten zu sinnieren, ist möglicherweise ebenso sinnvoll, wie Diskussionen mit Sektenmitgliedern: Transhumanisten- und Innen natürlich – prophezeien die „digitale Unsterblichkeit“: So solle in einer noch schöneren neueren Welt künftig gelingen, die „Einheit von Körper und Geist vollständig aufzulösen und unsere Fähigkeiten und unsere Persönlichkeit zu digitalisieren“: „Ein Backup vom Ich.“

Spannende Themen, viel relevanter, als es auf den ersten Blick aussehen mag. Darüber nachzudenken schadet nicht. Propheten werden eher gesteinigt als gehört, aber egal. Ende November 2017 wählte jedenfalls eine Jury aus 34 internationalen Einreichungen zehn Projekte und ein Arbeitsstipendium aus, „die sich mit den Entwicklungen und Konsequenzen dieser Zukunftsperspektiven beschäftigen“. Das Arbeitsstipendiums für Medienkunst des Landes Salzburg wurde von der Jury an das Duo APNOA (Sebastian Drack und Tobias Feldmeier) vergeben. Der Jury angehörten Cornelia Anhaus, Festivalleiterin, Séamus Kealy, Direktor Salzburger Kunstverein, Martin Murer vom Center for Human-Computer Interaction der Universität Salzburg, Marius Schebella von Subnet und „Researcher“ der MultiMediaArt.

Das Festivalteam und die Künstlerinnen und Künstler laden, so Cornelia Anhaus, „mit dem heurigen Motto für einen kompakten Zeitraum von sechs Tagen auf kluge wie humorvolle, innovative wie beeindruckende, poetische und ästhetische Weise ein, die eigenen Grenzen zu überwinden und die Sinne zu erweitern, sowohl mental als auch physisch“. Das Digital Spring Festival ist eine Initiative von ARGEkultur, subnet, Center for Human-Computer Interaction, Universität Salzburg, Kunstverein und FS1.

Digital Spring Festival - 13. bis 18. März – Detailprogramm und Information - www.argekultur.at
Bilder: ARGEkultur / Sashimomura; Janosch; Lankes

 

 

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