asdf
 

Ein Experiment auf Rezept

ARGEkultur / PERFORMDANCE / WEINZIERL

24/03/16 Die 16. Salzburger Performancetage per.form>d<ance#16 endeten am Mittwoch (23.3.) wie sie vier Tage zuvor begonnen hatten: mit einem Stück von CieLaroque/Helene Weinzierl.

Von Christoph Pichler

Zum besseren Verständnis von „Chameleon of Arabian Nights - ein vertanzter Dreiakter“ gibt uns das von der künstlerischen Leiterin des Festivals geführte Ensemble sogar das grundlegende Aufführungsrezept an die Hand. „Man nehme: eine Choreografin, drei PerfomerInnen und einen leeren Raum“, zählt das dünne Programmheftchen die Basiszutaten der gut 60minütigen Vorstellung auf und nennt, „die eigenen Erwartungen zu brechen und einen neuen Zugang zu finden“, als „einzige Prämisse“. Und schließlich prangt auch noch eine dürre Warnung auf dem Infoblatt zur Aufführung. „Trio ist kein Standard-Rezept und, wonach es genau schmecken wird, bestimmen Sie als Zuschauer selbst“, gibt sich das Stück als „ein Experiment“ zu erkennen.

All diesen die Erwartungshaltung befeuernden Hinweisen zum Trotz beginnt das Stück durchaus konventionell. Manuela Calleja gibt die Vorhut des Tanztrios und wirbelt als Erste zu den Klängen einer alten, zerkratzten Jazz-Platte über die Bühne des tanz_house Studios in der ARGEkultur. Es dauert nicht lange, da reißt es einen ersten Partner von seinem Sitzplatz, dessen Bewegungsmuster denen seiner Vortänzerin durchaus ähneln, sich dann aber doch wieder rasch in eine andere Richtung entwickeln. Mit einem weiteren Satz aus dem Zuschauerraum ist das Trio komplettiert, wodurch der Reigen an kopierten und konterkarierten choreographischen Elementen weiter an Dynamik gewinnt.

Eine kurze Erzählung nimmt dann schlagartig das Tempo aus dem Stück und verortet es in den titelgebenden „Arabian Nights“ und damit in der Märchenwelt der „Geschichten aus 1001 Nacht“. Da taucht also plötzlich ein merkwürdiger Skarabäus auf, der sich von einem Sechs- zu einem Zweibeiner entwickelt und sogar für Kleopatra tanzt. Doch seine imaginierten Bewegungen sind nicht für jeden sogleich als Tanz zu erkennen. So muss er sich auch die Frage „Are you dancing yet?“ gefallen lassen. Eine Frage, die sich später auch die Tänzer gegenseitig an den Kopf werfen werden.

In der abwechslungsreichen Choreographie prallen Versatzstücke aus allen möglichen und unmöglichen Tanzstilen aufeinander. So sind neben klassischen Ballettelementen auch Schrittfolgen aus dem volkstümlichen Bereich zu erkennen, aber auch wilde Bewegungsspasmen, wie sie sonst nur Minister von Monty Pythons Gnaden oder randvolle Rednecks am Prärielagerfeuer vollführen. Dabei kreisen einzelne Muster kreuz und quer durchs Trio und lassen neben viel vermeintlich chaotischem Neben- und Gegeneinander auch immer wieder kurze Phasen der Synchronizität entstehen.

Im Takt gehalten wird das tolle Treiben durch den spannenden Soundtrack von Oliver Stotz, der quer durch die Musikgeschichte wildert und dabei weder Stille noch stimmliche Beteiligung durch die Performer scheut. Knapp zur Halbzeit lässt Choreografin Helene Weinzierl das Stück sogar kurz ganz anhalten und lädt das Publikum explizit zum Platzwechsel auf, um eine andere Perspektive auf die drei Tänzer Luan de Lima, Hugo Le Brigand und Manuela Calleja und ihr Zusammenspiel zu gewinnen.

Ein spannendes Experiment, das zwar die Grundregeln des zeitgenössischen Tanzes keineswegs sprengt, aber doch einige Grenzen auslotet und dabei mehr betörende als verstörende Momente erzeugt. Aber vielleicht ist das ja auch nur an mir und meinem Sitzplatz gelegen.

Bilder: ARGEkultur / CieLaroque

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014