Eine bewegte Orient-Krippe
SALZBURGER ADVENTSINGEN
25/11/15 Wenn am Freitag (27.11.) das Salzburger Adventsinge im Großen Festspielhaus Premiere hat, dann wird die aktuelle Produktion auch schon auf CD auf den Tischen zum Kauf bereit liegen. So schnell ist man nicht mal beim Neujahrskonzert im Wiener Musikverein.
Von Reinhard Kriechbaum
Das ist eines jener Dinge, an denen sich die Professionalität des Unternehmens „Salzburger Adventsingen“ ablesen lässt. „Beste Qualität bieten“, das ist die Leitlinie für Heimatwerk- und Adventsingen-Leiter Hans Köhl. Die sechzehn Aufführungen (eingerechnet die Voraufführung morgen Donnerstag, 26.11.) mit insgesamt also 32.000 Besuchern verlangen danach.
Hellmut Hölzl, der Bühnenbildner des Salzburger Adventsingens: „Es ist schön zu sehen, wie gut sich Volkstracht und orientalische Kleidung verstehen.“ Vielleicht sollte man all die Xenophoben gerade heuer ins Salzburger Adventsingen schicken? Es wird wohl nicht mehr genug freie Plätze für die Vielen geben, die immigranten skeptisch gegenüber stehen. Denn vor allem an den Samstagen und Sonntagnachmittagen ist man, so Stefan Sperr vom Heimatwerk, komplett ausgebucht bzw. gebe es nur noch Restkarten.
Das szenische Oratorium spielt diesmal im orientalischen Raum. Maria und Josef werden keine bettelarmen Leute sein, sondern Wohlhabende, erklärt Hans Köhl, Adventsingen-Leiter und Textautor. Als er das geschrieben hat, „da haben wir noch nicht geahnt, dass soviele syrische Flüchtlinge kommen – auch von ihnen sind viele begütert, und doch finden sie keine Herberge bei uns“. Es sollte also nicht an Lebens-Bezügen fehlen beim diesjährigen Adventsingen. Der Titel „Schnee in Bethlehem“ ist gar nicht so weit hergeholt, es kann dort ja wirklich saukalt sein.
Beim Adventsingen selbst wird man sich keine kalten Füße holen, eher zuvor, so man aus Bayern (dem stärksten Quellmarkt der Traditionsveranstaltung) per Bahn anreist und in Freilassing Schluss ist. Aber der Bahnverkehr soll sich ja demnächst normalisieren, heißt es. Die Kunden seien, so die Erfahrung beim Kartenverkauf, „bereit, eine gewisse Mühsal bei der Anreise auf sich zu nehmen“. Auch Leute, die aus Sorge um die Sicherheit angerufen hätten, beruhigt man nach Kräften.
Viel Musik werde es geben, so viele Nummern wie nie zuvor, hieß es bei einem Pressegespräch zwei Tage vor der Premiere. Shane Woodbore hat als Komponist die Klammern zwischen der Volksmusik und dem alten Liedgut gesetzt. Das „Melker Marienlied“ ist das älteste Marienlied aus Österreich. Es findet ebenso Platz wie Stücke von Tobi Reiser, „sonst wäre es kein Salzburger Adventsingen“, sagt Hans Köhl. Erstaunlich eigentlich: „Es ist ein Ros' entsprungen“ wurde bisher noch nie beim Adventsingen im Großen Festspielhaus angestimmt.