Alle sitzen im selben Boot

COMMUNITY-OPER / NOHAS FLUT

12/06/15 Über zweihundert Mitwirkende, vom Schulkind bis zum erfahrenen Bühnensänger, präsentieren den Grundgedanken von Benjamin Brittens Community-Oper „Noahs Flut“ im besten Sinne. Dieses Werk lebt von den vielfältigen Hintergründen seiner Protagonisten und zeigt die Wirkungsvielfalt des Genres Oper, fernab jeglicher Konvention.

Von Larissa Schütz

Mit Opern ist man in Salzburg bestens vertraut, aber eine Community-Oper, da kommt wahrscheinlich auch der ein oder andere Festspiel-Profi ins Grübeln. Community-Oper, das bedeutet, dass möglichst viele und vielfältige musikalische und darstellerische Personen und Gruppen einer Gemeinde, Stadt oder Religion an den Aufführungen mitwirken sollen. So ist es dem Programmheft zu entnehmen.

Der Verein Bridging Arts hat diese Definition für sein Kulturprojekt „Noahs Flut“ beim Wort genommen, und eine Aufführung mit zweihundert Mitwirkenden aus Salzburg und Umgebung geschaffen. Von Schulen über MusikerInnen des Mozarteumorchesters, das Musikum Hallein, die Bergknappenmusikkapelle Dürrnberg, die Pädagogische Hochschule Salzburg Stefan Zweig und sogar der Zirkusschule MOTA ist alles vertreten. Das Ergebnis: Eine wunderbare Mischung aus Performance, Soundeffekten und Opernmomenten.

Die Leitung dieses Projekts, das sich um die Geschichte von Noah und seiner Arche dreht, haben die Mezzosopranistin Frances Pappas (die auch die Rolle der Frau Noah singt) und der Schauspieler Gero Nievelstein. Für beide liegt die Faszination der Community-Oper in der doppelten Wertigkeit, die die Kunst dadurch erhält. In diesem Projekt verbinden sich Menschen über das künstlerische Schaffen hinaus und vermischen sich und ihre unter verschiedenen Lebenswirklichkeiten. Bestes Beispiel dafür sind die jungen Solisten.

Der Schüler Jakob Karas steht als Sem völlig selbstverständlich neben dem erfahrenen Bass Johannes Wiedecke, der  den Noah singt. Und genau so wird Benjamin Brittens Idee wahr, niemand denkt in diesen Szenen darüber nach, dass einer der beiden noch die Schulbank drückt. Erstaunliche Lockerheit und Bühnenpräsenz strahlen auch die anderen fünf jungen Solisten aus (Julius v. Maldeghem, Elias Pappas, Alisia Young, Mariella Santner und Constanze Wlcek).

Auch die schlicht gehaltene Bühne stellt die jungen Künstler in den Vordergrund. Anstelle mit Requisiten zu arbeiten haben sich Regisseurin Riikka Läset und Choreographin Heidi Neumayer ganz auf die Choreographien der Schüler konzentriert. Einmal springen sie als wilde Tierherde über die Bühne, dann stellen sie wieder mit Drehungen, Rollen und Rädern die Wellen auf dem wilden Wasser dar. Es ist faszinierend, wie synchron die jungen Menschen ihre Bewegungen durchführen.

Und weil in der Community-Oper wirklich jeder Platz sowohl von Laien, wie auch Profis besetzt sein kann, glänzt auch das Orchester mit einer bunten Mischung an Musikern. Die Partitur ist aufgeteilt in Passagen, bei denen nur die Profimusiker spielen, und solche, bei denen auch die Kinder und Laien spielen. Dadurch entsteht eine interessante klangliche Abwechslung. Adrian Kelly dirigiert ein flottes Tempo, was den jungen Musikern nicht im geringsten Probleme bereitet. Das vielleicht eher dem Publikum, das Kelly gleich zu Anfang mit der Aussage: „Sie wissen, dass Sie heute auch auftreten werden?“, ins kalte Wasser schmeißt. Britten hat für sein Werk nämlich drei Choräle komponiert, bei denen das Publikum zum Mitsingen aufgefordert ist.

Community - Gemeinschaft. Dieser Geist zieht sich stets als roter Faden durch das Werk. Die jungen Menschen geben der Aufführung eine frische Dynamik und überraschen immer wieder mit ihrer Professionalität. Man muss bedenken, dass die jüngsten Mitwirkenden erst sieben Jahre alt sind. Zum Schluss stehen alle Mitwirkenden im Publikum und der Applaus beginnt. Spätestens hier dürfte auch dem Letzten klar sein: Bei einer Community-Oper sitzen alle im selben Boot.

Weitere Vorstellung heute Freitag (12.6.) um 19 Uhr im republic - www.bridgingarts.info
Bild: www.bridgingarts.info