Zwischen Duell und Duett

 

TANZ_HOUSE-FESTIVAL / "PULSE"

17/10/14 Kurator Tomaž Simatović persönlich hat am Donnerstag mit „Pulse“ das Ende des tanz_house-Festivals 2014 eingeläutet. Auf der Bühne stehen in der von ihm konzipierten und choreographierten Toihaus-Produktion allerdings Gudrun Raber-Plaichinger und Ceren Oran.

Von Christoph Pichler

Als „performatives Konzert mit Musik und Tanz“ angekündigt, lassen die am Programmzettel erwähnten Hits von Marvin Gaye und The Cranberriess, die auf Antonio Vivaldi treffen sollen, erst einmal auf sich warten. Denn als Ceren Oran die Bühne der ARGEkultur nach minutenlanger Stille betritt, schaltet sie lediglich ihren MP3-Player ein. Doch langsam beginnt die (für den Zuschauer nur als pumpendes Rauschen aus ihren Kopfhörern hörbare) Musik, ihren Körper zu durchströmen und in Bewegung zu versetzen. Erst nur leicht mitwippend, dreht Oran bald laut atmend und stampfend Runden über die Bühne und wagt anschließend noch einen schwerbeinigen Stepptanz in Arbeitsschuhen.

Auch als Gudrun Raber-Plaichinger auftritt, muss sich das Publikum erst einmal mit dem Lauschen nach Geräuschen begnügen. Denn bevor sie ihrer Geige anstimmt, lackiert sie ich noch schnell die Fingernägel, während ein missmutiger Techniker die Bühne vorbereitet. Und als dann endlich ein Barhocker, zwei Mikrofone und jede Menge Effektgeräte bereitstehen, zupft Raber-Plaichinger nur kurz die Saiten an und lässt sie als Loop brummend weiterpumpen. Über diesen immer weiter angereicherten Rhythmus rezitiert nun Oran den schlüpfrigen Text von Marvin Gayes „Sexual Healing“, während die Bühne langsam in rotes Licht getaucht wird. Schließlich zeigt auch noch Raber-Plaichinger ihr Talent als Chansonnière, ehe ein großer Knall eine weitere Runde im musikalischen Zweikampf eröffnet.

Während die Geigerin wieder weiter an ihrer immer vertrackter werdenden Soundcollage bastelt, stöpselt Oran erneut ihre Kopfhörer ein und wirft fortan Textfetzen eines Cranberries-Songs in den bunten Klangsalat. „Promises – Meaningless“ hallt es nun so eindringlich durch den Wald aus Melodie und Rhythmus, dass sogar abermals ein Tänzchen drinnen ist. Nach diesem beeindruckenden Fernduett, das mit großem Zwischenapplaus belohnt wurde, findet man die Performerinnen in inniger Umarmung wieder. Bald wird klar, dass die beiden nun endlich zu einem Einklang finden wollen. So fühlen sie sich gegenseitig den Puls und versuchen langsam, ihre Herzschläge zu synchronisieren, um schließlich in einem gemeinsamen Stepptanz aufzugehen.

Nachdem sie bereits das Festival eröffnet hat, darf Ceren Oran auch die letzte Performance bestreiten. Gemeinsam mit ihrer Toihaus-Partnerin Gudrun Raber-Plaichinger liefert sie sich ein spannendes musikalisch-tänzerisches Duell, das insbesondere in der zentralen Soundcollage eine hypnotische Wirkung erzeugt. Ein starkes Experiment von Choreograph Tomaž Simatović zum Abschluss des von ihm gemeinsam mit Anna Maria Müller kuratierten Festivals.

Bilder: ToiHaus / Michaela Grieshaber