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Die Passion aus sicherer Entfernung

SALZBURGER PASSIONSSINGEN

06/03/13 Er gehört nur zu den Randfiguren in der Bibel: Nikodemus, ein Jünger „freilich nur im Geheimen“, wie es in der Johannespassion heißt. Überhaupt kommt er nur in einem Nebensatz vor. Beim Salzburger Passionssingen ist Nikodemus heuer aber wieder Hauptfigur.

Von Reinhard Kriechbaum

Die Musik wird, wie jedes Jahr, in eine Handlung eingebunden. Sepp Radauer, der auch den Text geschrieben hat, erzählt das Geschehen gerne aus der Perspektive von Randfiguren. Nikodemus reizt ihn da besonders: als geheimer Sympathisant, der sich aber nicht deklariert. „Ich war auch nicht in der Hainburger Au“, sagt Radauer, „obwohl ich die Sache gut gefunden habe“. So einer sei also auch Nikodemus gewesen. Einer, der erst einmal abgewartet habe.

Mit der Produktion „Nikodemus“ hat man 2003, also vor elf Jahren, das „Salzburger Passionssingen“ in der Kollegienkirche eingeführt. Man hat die Produktion unter anderem auch in München gezeigt und es gibt sogar eine Fernsehaufzeichnung des Bayerischen Rundfunks davon. Heuer wird das „Salzburger Passionssingen“ des Ensembles Tobias Reiser zum ersten Mal in der Großen Aula stattfinden. Weitere Vorstellungen gibt es in Hopfgarten, Hausham und Bischofshofen.

Für die Große Aula hat Siegwulf Turek Projektionen entworfen. Erstmals wird Charly Rabanser die Titelrolle spielen. Er und Sepp Radauer führen Regie. Der Salzburger Dreigesang, die Pongauer Bläser und das Ensemble Tobias Reiser wirken mit, außerdem – je nach Veranstaltungsort – unterschiedliche Kirchenchöre.

Sepp Radauer ist ein Grenzgänger zwischen Klassik und Volksmusik. Als Bassgeiger ist er auch Mitglied der Camerata Salzburg. „Als ich studiert habe, hatte die Volksmusik keinen hohen Stellenwert am Mozarteum“, erzählt Radauer. Das habe sich in den vergangenen zwanzig Jahren aber sehr geändert. Nun ruft Radauer einen „Salzburger Musikverein“ ins Leben, der genau jene Verbindung „zwischen Volkskultur und Hochkultur“ fördern soll. Gerade in der Musik der Wiener Klassik seien die Verbindungslinien zur Volksmusik sehr deutlich. „Jemand, der Geige studiert, sollte wissen, wo ein Menuett oder ein Landler herkommen.“

Talente-Förderung, Publikationen – das wird ebenfalls auf der Vereins-Agenda stehen wie Vernetzung. „Wir wollen mit dem Salzburger Musikverein auch auf Talentesuche für Musizierende aller Sparten gehen, wir wollen junge Moderatoren für Hochkultur und Volkskultur fördern und insgesamt das heimische Kulturleben im Sinn von Tobi und Tobias Reiser bereichern.“ Das Ensemble Tobias Reiser ist seit den späten sechziger Jahren regelmäßig mit Programmen „Mozart und die Volksmusik“ aufgetreten.

„Salzburger Passionssingen“ – „Nikodemus“: am 15./16. März, 19.30 Uhr, in der Großen Aula; am 17. März in Hopfgarten (Tirol), am 22. März in Hausham und am 24. März in Bischofshofen. Karten: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Bilder: dpk-krie (2); Siegwulf Turek (1)

 

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