Schlag nach bei Shakespeare!

LANDESTHEATER / KISS ME KATE

04/04/11 Es gehört neben „My fair Lady“ zu den Klassikern der Musicals nach Shakespeare-Stoffen: Cole Porters „Kiss me Kate“ kommt im Salzburger Landestheater textlich pfiffig, mit musikalischem Swing und insgesamt als flotte Revue daher. „Der erste Abend einer neuen Show“ heißt es in der ersten Gesangsnummer.

Von Reinhard Kriechbaum

altEs ist kein Abend, der einen zu tiefen Gedanken zwingt, und schon gar nicht sollte man nachdenken übers Frauenbild, das da vermittelt wird. Es seien – so argumentiert der Salzburger Opernchef Bernd Feuchtner im Programmheft – in der Shakespeare-Zeit alle Rollen, auch die Frauenfiguren, von Männern gespielt worden, es müsse „ein Hauptvergnügen gewesen sein, die Geschlechterrollen durchzudeklinieren“. Dekliniert man sie in der Landestheater-Aufführung durch, landet man beim blonden Dummerchen, das in verschiedenen Betten immer auf die Butterbrotseite fällt („Ich bleib dir immer treu auf meine Weise“) und auf einen jungen Hausdrachen, der domestiziert wird und am Ende eigentlich als Abschlussdiplom des Ehefrau-Lehrgangs einen Staubsauger bekommen sollte.

altSo weit gehen Andreas Gergen und Christian Stuppeck nicht. Sie setzen auf die Revue-Abfolge der Nummern. Sie gebieten über das nötige Theaterhandwerk, um keinen Horror vacui auf der Bühne entstehen zu lassen. Und im übrigen belassen sie das Stück inhaltlich, auch in der an hübschen Einfällen reichen Neuübersetzung von Susanne Felicitas Wolf, in der Entstehungszeit. Im (spieß)bürgerlichen Amerika der 1950er Jahre war es eben so. Zu ironischer Brechung schwingt man sich nicht auf.

Es geht also direkt und deftig zur Sache. Franziska Becker als widerspenstige Lilli/Katherina darf, wenn sie „Bloss kein Mann“ singt, gleich wüst um sich ballern. Da ist Bettina Mönch als Lois Lane/Bianca schon raffinierter. Man traut ihr sogar zu, dass sie das blonde Dummerchen nur spielt. Bettina Mönch ist die Stärkste im Ensemble, wenn es um den altEinklang von Singen und Tanzen, Sprechen und Spielen geht. Überhaupt: Das Ensemble ist mit Ambition bei der Sache. Sascha Oskar Weis ist ein bühnen- und stimmpräsenter Petruccio (man denkt kaum daran, dass er voriges Jahr Mephisto und im Sommer Mammon war). Mit Angela Hercules-Joseph (Garderobiere Hattie) und Aris Sas (Luccentio) hat man starke Typen zur Verfügung. Wenn Werner Friedl und Franz Supper als Ganoven und dann in Gesellschaftsdamen-Verkleidung auftreten, haben sie alle Lacher und Sympathien auf ihrer Seite.

Dass in den vielen Tanznummern die Protagonisten, der Chor und das Ballett gar nicht weit auseinanderklaffen, spricht für die gute handwerkliche Vorbereitung (Choreographie: Simon Eichenberger). Bühnenbildner Stephan Prattes hat viele Transport-Kisten hingestellt, da wird es eng auf der Bühne und eigentlich wundert man sich immer wieder, wie viel Bewegung möglich ist.

altEine runde Sache: wie gesungen und wie die Darsteller vom Mozarteumorchester unter Peter Ewaldt begleitet werden. Das swingt immer elegant und klingt delikat auch in der neumodernen Broadway-Instrumentation von Don Sebesky aus dem Jahr 1999. Schon witzig, wenn die Szeniker eine Mandolinen-Nummer in ein turbulentes Pizza-Küche-Ballett umwandeln. Das Ergebnis ist bemerkenswerter Weise herzförmig.

„Wunderbar“, „Es ist viel zu heiß“ und natürlich „Schlag nach bei Shakespeare“: Eigentlich kann nichts schief gehen, die Begeisterung des Premierenpublikums war ungebrochen. Der Tontechniker wird die Balance zwischen unverstärkten Abschnitten und Microport-Akustik (manches geht parallel her und ist dann besonders heikel zu balancieren) währscheinlich noch besser in den Griff kriegen.

Aufführungen bis 7. Juni. - www.salzburger-landestheater.at
Bilder: Landestheater / Christian Schneider