Alles aus Mozarts Todesjahr und viel mehr noch

HINTERGRUND / MOZARTFORUM 2021

28/01/21 Mozartforum – unter diesem Schlagwort bündelt die Universität Mozarteum die einschägige Kompetenz, die man auf der ganzen Welt den hier Lehrenden in Sachen Genius loci zuschreibt. Das neu gegründete Unternehmen zielt also quasi auf den Wahrheitsbeweis für den guten Ruf.

Von Reinhard Kriechbaum

„Werk, Biografie und Persönlichkeit bilden nach wie vor eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration quer durch alle Fachbereiche. Das Spektrum kreativer Auseinandersetzung reicht auch heute noch weit bis an die Grenzen des Unerhörten. Um diesen großen Reichtum an Bemerkenswertem zu würdigen, all dies zu bündeln und sichtbar zu machen, galt es eine neue institutionelle Form zu finden“, so Rektorin Elisabeth Gutjahr in der sobeben erschienenen Publikation 1791 zum Mozartforum 2021, die sowohl das ausführliche Programm als auch Beiträge von renommierten Autoren zu den Werken enthält.

Am 1. Februar geht es los, ohne Publikum versteht sich, dafür im Livestream: mit der Oper La clemenza di Tito. Regie führt Alexander von Pfeil, Professor für Musikdramatische Darstellung. „Dass wir die Oper trotz aktueller Umstände erarbeiten, die Produktion zu Ende bringen konnten, haben wir einem Rektorat und einem Sicherheitsmanagement zu verdanken, das sich unermüdlich dafür einsetzt, es möglich zu machen“, so Alexander von Pfeil. „Auch das Projekt zu Franz Schuberts Liedzyklus Winterreise, den wir mit Samuel Becketts Texten um Nichts inszenieren, konnten wir unter strengen Sicherheitsauflagen erproben.“ Dieses Projekt wird ab 5. Februar gestreamt.

Dem neu gegründeten Mozartforum der Universität Mozarteum stehen Bernadeta Czapraga, Veronika Hagen-Di Ronza, Hannfried Lucke, Gernot Sahler und Max Volbers vor. Für dieses Kalenderjahr hat man sich nicht nur die Aufführung aller Werke vorgenommen, die Mozart in seinem Todesjahr 1791 (das ist also 230 Jahre her) komponiert hat. Auch sieben Uraufführungen sind geplant.

Was fällt in dieses letzte Lebensjahr Mozarts? Das Requiem, eh klar, aber auch das jedem Kirchenchor vertraute Ave Verum. Neben Schwergewichtigem wie der „großen“ g-Moll-Symphonie stehen Gelegenheitswerke wie Zwölf Menuette oder 29 Kontretänze und Deutsche. Das Klarinettenkonzert gehört ebenso zu diesen letzten Dingen wie das Adagio für Glasharmonika oder einige Stücke für mechanische Orgel. Und im Bereich Oper eben nicht nur der Titus, sondern auch die Zauberflöte. Was darf man sich unter Zauberflöte aus Frauenhand vorstellen? Es ist ein Vortrags- und Diskussionsabend, weil die Gender-Perspektive darf bei einem solch spartenübergreifenden Unternehmen nicht fehlen.

Die Vernetzung und Anregung von Aktivitäten rund um Wolfgang Amadé Mozart aller Institute und Departments der Universität Mozarteum ist jedenfalls eines der zentralen Anliegen, denen sich das Mozartforum verpflichtet sieht. Rektorin Elisabeth Gutjahr: „Im alten Rom war das Forum der zentrale freie Platz inmitten der Stadt. Dort wurde alles Wesentliche öffentlich verhandelt, man sah und hörte einander zu. Eben dies wünscht man auch dem Mozartforum. In Präsenz oder via Medien – das Forum bildet einen Open Space für alle, die in Sachen Mozart über das Klischee hinaus interessiert sind und an jenem Mozart, der uns auch im 21. Jahrhundert noch viele Rätsel aufgibt.“

Es geht also dezidiert nicht nur um modellhafte Aufführungen Mozart'scher Werke. Die Komponisten Alexander Bauer und Oskar Jockel werden in einer Koproduktion mit dem Thomas Bernhard Institut auf der Grundlage der letzten Mozart’schen Tänze einen spartenübergreifenden Theaterabend mit dem Titel Luft und Fleisch schaffen. Das Eröffnungskonzert der Dialoge der Stiftung ist heuer eine Koproduktion mit dem Mozartforum, verwirklicht vom Institut für Neue Musik der Universität Mozarteum Salzburg. Da setzen sich Komponisten eben mit den Flötenuhr-Stücken und dem Adagio für Glasharmonika, aber auch den zwei letzten Freimaurergesängen auseinander.

Für ein zweitägigen Symposium Mozart: 1791 hat man unter anderem Laurenz Lütteken, Direktor der Musikwissenschaft der Universität in Zürich eingeladen. Aber damit die Wissenschaft nicht zu trocken wird, schließt man mit einem Kostümball: Mozart’sche Tänze aus dem Jahr 1791 in originaler Choreographie und Kostüm im Foyer...

Vielleicht sollte man sich den 15. und 16. April speziell vormerken. Da ist eine Snake preview in Sachen Spot on Mozart abgesagt. Dieses Großprojekt ist zwar schon groß angekündigt worden, aber derweil noch ein wenig nebulos. Es geht um Mozartinterpretation und neue Medien, um gegenseitige Impulse und Herausforderungen. Nachher weiß man wohl mehr.

Das lustvoll illustrierte Programmbuch bietet auf nicht weniger als 164 Seiten vertiefende Lektüre zu den dreizehn Programmpunkten zuhauf. Hoffentlich bleibt's nicht zu lange beim Stream, aber das liegt natürlich nicht in der Hand der Veranstalter.

Das Mozartforum-Jahrbuch zum Download  – La clemenza di Tito, eine Produktion der Opernklassen, kann man ab 1. Februar (19 Uhr) im Stream sehen. Gernot Sahler dirigiert – www.uni-mozarteum.at
Bilder: Universität Mozarteum / Judith Buss (1)