Neuer Fahrplan und alte Fragen

HOCHFAHREN DER KULTUR

15/05/20 Ab 29. Mai sind Veranstaltungen mit bis zu 100 Zuschauern erlaubt, ab 1. Juli sind bis zu 250 Zuschauer möglich. In einem dritten Schritt sollen ab 1. August Veranstaltungen mit bis zu 500 Zuschauern erlaubt sein – und unter besonderen Auflagen sogar mit bis zu 1.000 Menschen im Publikum.

Von Heidemarie Klabacher
und Reinhard Kriechbaum

Keine drei Stunden nach Rücktritt der Kulturstaatssekretärin gaben Vizekanzler Werner Kogler (als Auch-Kulturtminister) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober nun doch den Zeitplan zum „Aufsperren“ der Kultur bekannt. Damit gibt es jetzt zwar ein paar Termine – aber nur wenige der brennenden Fragen wurden damit bewantwortet.

Es war eine Pressekonferenz, die alle Vorbehalte, die sich in den vergangenen Wochen heraus kristallisierten, bestätigte: Politiker inszenieren sich in einem zum Zeremoniell geronnenen Auftritt, sie loben sich ob der exponentiell sinkenden Infektionszahlen und verteilen huldvoll Lob an die Bevölkerung ob ihres Wohlverhaltens. Und im übrigen wird Nebel geworfen, was geht.

Insbesondere Werner Kogler hat unterdessen Super-Kompetenz als Schwadronneur. Es werde „bei allem Respekt vor dem Wunsch nach konkreter Planungssicherheit“ noch „viel Kreativität brauchen hier vorwärtszukommen“.  Wie im Sport könne „durch Eigenverantwortlichkeit und Freiwilligkeit der Institutionen“ darüber hinaus „noch mehr Freiheit möglich sein“, wenn die Veranstalter etwa „ein Gesundheits- und Sicherheitskonzept selbst vorlegen“.

Vorgaben wie der Mindestabstand von einem Meter bleiben weiterhin aufrecht. Die Rede ist jetzt grundsätzlich von Veranstaltungen mit Bestuhlung, „weil man da besser strukturieren“ könne. Bei einem Konzert mit Sting gemeinsam „hüpfen und sich freuen“, werde auch weiterhin nicht möglich sein, so Gesundheitsminister Anschober.

Jeden Veranstaltung soll künftig einen Coronabeauftragten als Ansprechpartner für die Behörde bekommen. Gefordert wird von den Veranstaltern die Erstellung individueller „Risikoanalysen“. Geben soll es „konkrete Empfehlungen für die Veranstalter“ in Form einer Checkliste. Besonders Augenmerk soll der Steuerung der Besucherströme besonders etwa in den Eingangsbereichen gelten.

Unter Einhaltung dieser grundsätzlichen Vorgaben wurde also heute Freitag (15.5.) ein mehr oder weniger konkreter Fahrplan zur Wieder-Eröffnung der Kultur bekannt gebeben: Ab 29. Mai werden indoor und outdoor Veranstaltungen bis zu hundert Personen mit Mindestabstand erlaubt sein. Ab 1. Juli gehen dann 250 zu Personen, und da dürfen auch die Kinos öffnen. Ab 1. August sind Veranstaltungen für bis zu 500 Personen möglich.

Aber da hat man sich noch etwas ausgedacht, auf dass noch ein großes Tor für die Festspiele in Salzburg und Bregenz offen bleibe. Denn ab 1. August sollen auch Veranstaltung für fünfhundert bis tausend Personen denkbar sein. Dies aber nur unter Vorlage eines speziellen Sicherheitskonzeptes. Gefordert werden von den Veranstaltern detaillierte Präventionsvorschläge, wie etwa auch im Mannschaftssport. Dazu zählten, so Anschober, Schulung der Akteure in Hygiene, Vorgaben für die Infrastruktur zur Einhaltung des Mindestabstandes etwa in den Garderoben oder Toiletten, sowie Reinigungspläne. Sollte Frau Netrebko also in Salzburg singen, wird man ihr das Händedesinfizieren genau erklären müssen.

Aber all das wird erst in den konkreten Richtlinien stehen, die erst Ende dieses Monats veröffentlicht werden. Tatsächlich heißt es für die Kultur also nach wie vor: warten auf konkrete Vorschriften und Anweisungen. Da wird man dann auch zu „diffizilen“ Bereichen etwas erfahren, etwa „Konzepte für Probenbetrieb oder für Filmaufnahmen“. Und geschaut werden soll, was passiert auf der Bühne oder im Orchestergraben“, so Anschober mehr als kryptisch.

Werner Kogler sprach ehrlicherweise von einem „Rahmenkonzept“, mit dem man in den Dialog mit der Kulturbranche treten wolle. „Wir müssen gemeinsam lernen, wie wir das Virus austricksen können.“ Für 1. September stellte der Gesundheitsminister eine weitere „Perspektive nach der ersten Phase“ in Aussicht.